Corona und andere KrisenWie wir uns an den Ausnahmezustand gewöhnen
Unsere Freunde und Freundinnen treffen wir nur noch online, geplante Reisen müssen wir absagen und auf der Straße halten wir Abstand zueinander. In dieser Ab21 sprechen wir darüber, warum wir uns so schnell an den Ausnahmezustand gewöhnen.
Statt uns auf ein Bier in der Kneipe zu verabreden, feiern wir mit unseren Freundinnen und Freunden via Online-Chat. Statt ins Büro zu fahren, fallen wir vom Bett an den heimischen PC – und wieder zurück. Und statt des lange geplanten Urlaubs geht es in diesem Frühjahr auf den Balkon, in den Park oder in den Garten. Durch die Corona-Pandemie ist alles ziemlich anders und doch seltsam gleich. Doch warum ist der Mensch so ein Gewohnheitstier?
Youtuber, Unternehmer oder Musiker – Fynn Kliemann ist das alles. Es überrascht nicht, dass er von sich sagt, dass es ihm leicht fallen würde, sich neuen Gegebenheiten anzupassen. So machte er aus einem geplanten Videodreh kurzerhand eine Community-Video-Produktion – das Musikvideo und eine dazugehörige App waren in nur zehn Tagen fertig. Zudem hat er fix seine Produktion umgestellt: Statt Merchandise werden nun Masken genäht. Für Fynn Kliemann ist die Corona-Pandemie eine Chance, kreative Lösungen zu finden. Er sagt:
"Alles ist ein bisschen anstrengender geworden, aber das wird mich nicht davon abbringen alles zu machen."
Ausnahmezustand: Eine Chance für kreative Lösungen
Kreativ werden musste auch die Autorin Anna Dreussi. Statt während der Selbst-Isolation auf Dates zu verzichten, verabredete sie sich für einen Artikel per Video-Calls mit Menschen. Anna machte sich für ein Date ausgehfertig und backte einen Kuchen während das Date via Video-Call dabei zuschaute. Manches Mal habe sich das unangenehm angefühlt, sagt sie. Doch:
"Es war auch schön, mal wieder was Normales zu machen."
Anne-Katrin Mellmann ist seit fünf Jahren Korrespondentin in Mexiko-Stadt, einer der gefährlichsten Hauptstädte der Welt. Alleine im März wurden dort 2585 Menschen ermordet. Die Journalistin lebt im Dauerausnahmezustand. Denn: Die Kriminalitätsraten sind auch seit Ausbruch der Corona-Pandemie ungebrochen hoch. Wir sprechen mit Anne-Katrin Mellmann darüber, wie der Alltag in einer Stadt ist, die dauerhaft in der Krise ist.
Resilienz: Mit dem Ausnahmezustand umgehen
Doch wieso fällt es einigen Menschen scheinbar leichter, als anderen, sich an außergewöhnliche Situationen anzupassen? Das untersuchen Forschende auf dem Gebiet der Resilienzforschung. Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende psychische Beeinträchtigung zu überstehen. Einer, der dazu forscht, ist Raffael Kalisch vom Sonderforschungsbereich der Resilienz der deutschen Forschungsgemeinschaft. Denn: Die Forschenden wissen nicht, ob Resilienzfaktoren, die für andere Krisen gelten, auch in der Corona-Krise ihre Gültigkeit haben. Er rät:
"Halten Sie sich an die drei großen Ps: positiv, positiv, positiv. Das heißt: Positiv sein im Denken, im Reden und im Handeln."
Fakten zu Online-Dating:
- Eine Prognose geht von 5,8 Millionen deutschen Nutzern von Singlebörsen im Jahr 2020 aus. Zum Vergleich: Für "normales" Dating wurde mit 2,5 Millionen Menschen deutlich weniger berechnet.
- Im vergangenen Jahr gaben 30 Prozent der Befragten einer Studie an, Online-Dating zu nutzen oder schon einmal genutzt zu haben.
- Augen auf beim Online-Dating! Eine weltweite Umfrage ergab: Die Hälfte aller Tinder-Nutzer*innen ist vergeben – ein Drittel sogar verheiratet.
- Vor allem jüngere Menschen tindern. Dem GlobalWebIndex zufolge sind rund 41 Prozent der befragten Nutzer*innen zwischen 25 und 34 Jahren alt.
- Laut einer Statistik wurde Tinder im Februar 2020 rund 57.000 Mal im Apple App Store und rund 119.000 Mal im Google Play Store heruntergeladen – nur in Deutschland.
Was ist eigentlich Resilienz?
Resilienz besteht dann, wenn Individuen in großen psychischen oder körperlichen Stresssituationen ihre psychische Gesundheit aufrechterhalten oder diese nach einer kurzen Phase von Belastungssymptomen rasch wiederherstellen können. In der aktuellen Resilienzforschung geht es darum herauszufinden, ob gängige Faktoren und Schutzmechanismen, die dabei helfen eine persönliche Krise zu bewältigen auch bei der jetzigen Situation – der Bewältigung der Corona-Pandemie – helfen können. Hier könnt ihr an der Studie teilnehmen.