AufschiebenWarum wir manche Dinge nicht erledigen
Abgabe nur Minuten vor der Deadline? Die Podcasterin Aurora Lu kennt das und sagt, was gegen das Prokrastinieren geholfen hat. Und mit der Psychologin Tabea Scheel haben wir darüber gesprochen, mit welchen Tricks ihr aus der Verschleppungsfalle kommt.
Sie hat Dinge vor sich hergeschoben, weil sie Angst hat, dabei Fehler zu machen, sagt Aurora Lu. Es ist also auch ein bisschen der eigene Perfektionismus, der die Podcasterin und Journalistin ausbremst. Heute sagt sie aber: "Wenn man überhaupt nicht anfängt, ist das selbst schon als Fehler einzustufen."
Ihr fällt auf, dass sie in einer Aufschiebephase unwichtigere Dinge erledigt. Unangenehme Folgen ihrer Neigung zum Prokrastinieren hat sie bislang von außen nicht zu spüren bekommen. Sie habe ihre Aufgaben in der Regel immer abgeschlossen. Im Inneren sei das Aufschieben aber schon beinahe schmerzhaft.
"Dinge, die man sonst eigentlich nie macht. Auf einmal werden die dann ganz wichtig."
Zum Beispiel hat sie während des Studiums Arbeiten erst Mitten in der Nacht hochgeladen. Unangenehm war der Druck, den sie dabei verspürte. Der Grund: Die Aufgabe ist ihr so groß vorgekommen wie ein Berg.
"An der Uni wenn die Deadline zur Abgabe 12 Uhr nachts war, habe ich wirklich gefühlt um 11:59 Uhr und noch schnell hochgeladen."
Wenn Aurora Lu sich die Aufgaben ein bisschen aufteilt, fällt es ihr leichter sie anzugehen. Beim Lesen für die Uni kann das bedeuteten, kapitelweise zu lesen und eben nicht bücherweise. Kurse gegen Aufschieberei sind für Aurora Lu nicht besonders hilfreich.
Morgenroutine? Aufgeschoben!
Der Tipp es beispielsweise mit einer Morgenroutine zu versuchen, hat bei ihr nicht funktioniert. Sie hat auch diese Routine dann einfach aufgeschoben.
"Studierende sind sozusagen prototypische Prokrastinierer*innen."
Unter Studierenden ist das Aufschieben ziemlich weit verbreitet, sagt die Psychologin Tabea Scheel. Sie weist auf die Prokrastinationsambulanz an der Universität Münster hin. Wer prokrastiniert, habe entweder keinen Spaß an der Aufgabe oder sei überfordert.
Studierende prokrastinieren häufig
Rund 70 Prozent der Studierenden gelten als Prokrastinierende. Insgesamt sind es Tabea Scheel zufolge rund 20 bis 50 Prozent der Bevölkerung – nur ein Teil davon prokrastiniere so, dass es pathologisch ist und wirklich die Personen massiv beeinträchtigt. In der Regel seien nur bestimmte Bereiche des Lebens davon betroffen.
Tabea Scheel hat ein paar einfache Hinweise an Menschen, die notorisch Dinge vor sich herschieben:
- Eine Antwort auf die Frage finden: Was hindert mich?
- Belohnungen setzen
- Aufgaben zerlegen
- Soziale Kontrolle nutzen und andere über die eigenen Aufgaben in Kenntnis setzen
Auch die Erkenntnis, dass Dinge, die an sich keinen Spaß machen, ein bisschen Anstrengung brauchen, könne hilfreich sein. Dann helfe es, die Situation zu verlassen – die Wohnung beispielsweise – und sich mit anderen Menschen gegenseitig zu motivieren.