Ordnung schaffen nach japanischer ArtAufräumen mit der KonMari-Methode: Weniger ist mehr
Eine Welle der Ordnung schwappt durch das Netz: Mit Begeisterung misten Menschen ihre Wohnung aus. Und das nicht irgendwie, sondern nach der Methode der Aufräumexpertin Marie Kondo. Wer diese Frau ist und was ihre Methode kann, haben wir uns genauer angeschaut.
Marie Kondo ist 34 Jahre alt und der aufgeräumteste Mensch, den man sich vorstellen kann. Das zumindest findet unsere Reporterin Rebekka Endler. Schon mit 19 Jahren hat Marie Kondo ihren Kreuzzug gegen das Chaos begonnen. Mittlerweile hat sie drei Bücher veröffentlicht, die in 27 Sprachen übersetzt wurden. Vom Time Magazine wurde sie 2015 zu den 100 einflussreichsten Personen gezählt.
"Kondo ist 34, Japanerin und sie ist der aufgeräumteste Mensch, den man sich vorstellen kann. Und genauso sieht sie auch aus – sehr ordentlich."
Ihr Aufräumtricks teilt die Japanerin schon seit Längerem auf Youtube. Jetzt gibt es sie auch auf Netflix zu sehen: "Aufräumen mit Marie Kondo". Hier hilft sie ganz gewöhnlichen Amerikanern ihren Besitz in fünf Haufen zu sortieren. Doch bevor es so richtig losgeht, wird zu Beginn jeder Episode ersteinmal das Haus begrüßt und meditiert. Damit folge Marie einer Tradition, wie es sie auch im asiatischen Kampfsport gibt, sagt Verena Maser, Japanologin und Expertin für japanische Popkultur. Auch hier werde vor jedem Training meditiert.
Nach dem Meditieren geht es ans Eingemachte. Dann werden Haufen nach fünf Kategorien gebildet: Erst die Kleidung, dann Bücher und später Papiere. Die vierte und größte Kategorie heißt Komono – alles was in Küche, Bad, Garage und Keller rumliegt, erklärt Rebekka. Außerdem gibt es einen fünften Haufen mit persönlichen Gegenständen.
Im Prinzip muss der ganze Besitz in die Hand genommen und auf diese Haufen verteilt werden, sagt unsere Reporterin. Es gilt, sich die Frage zu stellen, ob einem ein Teil Freude bringt oder nicht. Wenn nicht, dann heißt es Abschied nehmen, aber erst, nachdem man sich bei dem Gegenstand bedankt hat. Das ist ein grundlegendes Prinzip der KonMari-Methode.
"Zu tun ist, jedes Ding einzeln in die Hand nehmen und entscheiden: Bringt das Ding mir Freude? Wenn nein, dann müsste ich mich bei dem Ding bedanken und persönlich verabschieden, bevor ich es ausmiste."
Dankbarkeit zeigen und sich verabschieden, das lerne man in Japan schon als Kind. Das auf das Aufräumen zu übertragen, sei der weitere Schritt, meint die Japanologin Monika Lubitz. Es gehe dabei auch darum, Respekt zu zollen. In Japan gebe es eine große Geschenkkultur. Da die Wohnungen aber sehr teuer und klein sind, sei es notwendig, sich von Dingen zu trennen. In Japan geschehe das dann auf sehr auf respektvolle Weise.
KonMari als Kapitalismuskritik
Auch bei uns gibt es TV-Formate, bei denen Experten in die Häuser von Menschen gehen, und ihr Leben verbessern wollen. Oft sei das Ausmisten hier aber damit verbunden, sich neue, andere Dinge ins Haus zu holen, die versprechen, das Leben zu optimieren, meint Rebekka. Bei Marie Kondo ist es genau umgekehrt: Nicht mehr, sondern weniger ist das Ziel. Und so könne die KonMari-Methode auch als eine Art Kapitalismuskritik gesehen werden.
"Man kann in der KonMari-Methode auch eine Kapitalismuskritik erkennen. Nicht mehr, sondern weniger ist das Ziel."
In den Beiträgen von Marie Kondo werden Menschen niemals vorgeführt. Die Japanerin beobachtet angenehm wertfrei. Auch das sei etwas typisch japanisches, sagt die Japanexpertin Verena Maser: "In Japan ist es nicht üblich, dass man öffentlich Kritik an anderen äußert. Egal, ob diese Kritik jetzt angebracht ist oder nicht."
Auch wenn unsere Reporterin Rebekka zugibt, dem Hype um Marie Kondo nicht verfallen zu wollen: "Eine Sendung, in der meditativ Wäsche gefaltet wird, in der sich Menschen bei ihren alten T-Shirts bedanken - und das alles nach einer einfachen Methode, ohne Naserümpfen, Ermahnen oder Besserwisserei. Nach zwei Folgen bin ich aufgestanden und habe angefangen meine Besitztümer in Haufen zu türmen", sagt sie.
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