Astronautentraining in SlowenienAlexander Gerst auf Höhlenmission
Astronauten trainieren Weltraum-Missionen in Höhlen – auf den ersten Blick erscheint das vielleicht abwegig. Bei näherem Hinsehen bietet die Situation tief unter dem Erdboden allerdings eine ähnliche Stressbelastung wie der Arbeitsalltag auf der Internationalen Raumstation – und somit gute Bedingungen für das Training von Astronauten.
Alexander Gerst hat mit fünf weitere Astronauten sechs Tage in einer slowenischen Höhle verbracht. Ähnlich einer Weltraum-Mission sind die Astronauten mit einem wissenschaftlichen Auftrag tief unter die Erdoberfläche abgestiegen. Die Forschenden sollten die Luft- und Wasserqualität in der Höhle untersuchen und außerdem noch herausfinden, wie viel Mikroplastik durch das Wasser, das die Höhle Jahr für Jahr von unten weiter aushöhlt, bereits in die Höhle gelangt ist.
Hinter dieser Höhlen-Mission steckt die europäische Raumfahrtagentur ESA. Loredana Bessone hat sich das Höhlentraining für die Astronautinnen ausgedacht und Slowenien als Trainingsort mit ausgewählt. Die slowenische Regierung war allerdings nicht besonders begeistert von dieser Idee.
"Als wir hierher kamen, um zuerst mit dem Umweltministerium zu sprechen, war das Ministerium sehr argwöhnisch. Sie wollten uns nicht rein lassen. Naturschutz ist dem Land sehr wichtig. Und besonders die Höhlen sollen geschützt werden."
Bei Weltraum-Missionen kommt es darauf an, dass die Astronauten besonders effizient arbeiten. Höhlen bieten viele Analogien mithilfe derer die Astronautinnen sich auf ihren Einsatz in der Internationalen Raumstation vorbereiten können, sagt Loredana Bessone von der ESA. Es gibt kaum Kontakt zur Außenwelt, der Tag-Nacht-Rhythmus fällt weg, die Arbeitsbelastung ist hoch und die klimatischen Bedingungen sind extrem. Auch Alexander Gerst hat eine Beklemmung gespürt, als er das erste Mal in die Höhle hinabgestiegen ist, sagt er.
Lernen, ein besseres Crewmitglied zu werden
Die Astronauten lernen hier, wie sie ein besseres Crewmitglied sein können, sagt Loredana Bessone. Die lebensfremde Umgebung, in der es auch Gefahren gibt, verlangt den Forschenden alles ab. Einerseits müssen sie unter Stress lernen, als Wissenschaftler autonom zu arbeiten, gleichzeitig aber auch das Vertrauen haben, sich auf ihre Kollegen zu verlassen. So trainieren die Astronauten ihre Führungsfähigkeiten, ihre Kommunikation und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, sagt Loredana Bessone von der ESA.
"Erst mal ist es ein beklemmendes Gefühl, wenn man da runter kommt, weil es kalt ist. Sechs Grad Celsius und dann 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Diese Dunkelheit, die einem plötzlich umschließt, die gnadenlos ist."
Den Nutzen solch einer Mission sieht Astronaut Alexander Gerst nicht nur darin, Astronauten auf ihren Job vorzubereiten. Er sagt auch, dass die Höhlenexpedition hilft, Neues zu entdecken, um Wissenschaft zu betreiben, um uns selbst und den den Planeten besser zu verstehen und ihn damit auch besser schützen zu können.
"Hier haben wir die Möglichkeit, in einer lebensfremden Umgebung zu sein, wo es auch Gefahren gibt. Hier arbeitest du als Wissenschaftler autonom und musst dich auf deine Kollegen verlassen können."