Priska Seisenbacher im PamirMit Pferd und Kamera durchs Hochgebirge
Der Pamir erstreckt sich über Kirgistan, China, Tadschikistan und Afghanistan. Priska Seisenbacher bereiste das Hochgebirge wochenlang zu Pferd, um vor allem Frauen zu porträtieren.
Eine leckere Mischung von Tee, Milch, Yakfladen-Feuer und vielen Decken und Kissen – so müsst ihr euch den Geruch in einer pamirischen Jurte vorstellen. Wahnsinnig heimelig ist es darin, beschreibt die Fotografin und Autorin Priska Seisenbacher. Und das muss es auch sein, denn die Welt draußen ist schroff und kalt. Im Winter können die Temperaturen hier schon mal auf minus 30 bis minus 40 Grad sinken, erzählt sie.
"Die Jurten haben etwas sehr Heimeliges, man fühlt sich sehr wohl, sehr geborgen. Und das ist sehr notwendig, dort einen Rückzugsort zu haben."
In den Jurten, deren graue Filzwände von außen ganz unscheinbar aussehen, spielt sich das ganze Leben ab, so Priska: Kochen, Essen, Schlafen und Kinderbetreuung zum Beispiel. Oft lebt die ganze Familie auf engstem Raum in einer Jurte. Und manchmal kommen auch noch Gäste dazu – etwa eine exotische, alleinreisende Frau aus Österreich.
Mehrere Wochen reiste die Wienerin Priska Seisenbacher durch den Pamir. Los ging es in Kirgistan. Dort ist es noch recht grün, erinnert sie sich. Beim weiteren Vordringen in das Hochgebirge, wird es immer schroffer – die Berge sind dort mitunter über 6000 Meter hoch. Eigentlich ist das eine sehr lebensfeindliche Gegend, sagt Priska, die sich die meiste Zeit ihrer Reise auf etwa 3500 bis 4000 Metern Höhe bewegte.
"Es ist eine sehr majestätische Schönheit, sehr erhaben. Aber es ist auch erbarmungslos."
In diesen Regionen ist Reisen meist nur noch mit Pferden möglich. Wer bis zu den kirgisischen Jurtensiedlungen in Afghanistan vordringen will, muss sich eine Karawane besorgen, erklärt Priska. Das klingt zwar nach Zeitreise und Romantik – aber so zu reisen, ist eben auch nicht immer einfach.
Priska erinnert sich an einen Tag, an dem sie mit Durchfall, Kopf- und Brustschmerzen auf einem durchgedrehten Pferd saß und sich nicht sicher war, ob sie das überstehen würde.
"Ich war eigentlich nichts mehr als ein wankendes Gepäckstück auf diesem Pferd. Und neben mir ständig der Abgrund."
Sie überstand es. Und belohnt wurden die Strapazen mit tollen Eindrücken, Begegnungen, Erfahrungen – und spannenden Bildern und Geschichten. Denn Priskas Reise war eine Foto- und Recherchereise: Im Pamir porträtierte sie vor allem das Leben der Frauen.
Pamir: Das Leben vieler Frauen ist vorherbestimmt
Je nachdem, wo diese im Hochgebirge leben, ist ihr Leben sehr unterschiedlich, erzählt die Fotografin und Autorin. In Tadschikistan etwa traf sie die 17-jährige Manisa, die von einem Studium träumte – für sie ein erreichbares Ziel, sagt Priska.
Die Lebensverhältnisse in Afghanistan seien hingegen ganz anders. Der Handlungsspielraum für Frauen, gerade die Kirgisinnen in den afghanischen Jurtensiedlungen, sei sehr klein: arrangierte Ehen, feste Rollenverteilung, keine Schulen für die Mädchen. "Dein Leben ist eigentlich vorherbestimmt", so die Fotografin.
Raus aus der Komfortzone: Alleine reisen als Vorteil
Priska hatte das Glück, den Frauen im Pamir, den Menschen dort generell, sehr nahe kommen zu können. Ihr Vorteil: Sie reiste alleine. Ein unglaubliches Geschenk sei das gewesen, dadurch habe es keine Barriere zu den Menschen gegeben. Sie wurde völlig selbstverständlich von völlig Fremden in deren Alltag aufgenommen und erhielt dadurch sehr intime Einblicke in die Lebenswelten gerade von Frauen, erzählt sie.
"Rhythmus und Takt werden von der Landschaft vorgegeben."
Priska Seisenbacher erzählt im Weltempfänger-Interview noch viel mehr: von den unterschiedlichen Lebensverhältnissen in den Bergen zum Beispiel, von den Auswirkungen der Höhe auf die Menschen und von gefährlichen Situationen mit Mitreisenden oder an Grenzübergängen – und nicht zuletzt davon, was man mit einer Bestechungsmelone erreichen kann. Um das ganze Gespräch zu hören, klickt oben auf den Play-Button.