Von Hamburg nach LuxemburgRadfahren für den europäischen Gedanken
Ann van Wetteren kommt aus Luxemburg und arbeitet in Hamburg als Concept Developerin für Hotels. Doch wegen der Corona-Pandemie ist sie im Moment in Kurzarbeit, auch Reisen geht nicht. Aber irgendwann hatte Ann genug: Deshalb hat sie sich auf Ihr Rad geschwungen, um ein Zeichen für Europa zu setzen - auf 800 Kilometern, von Hamburg nach Luxemburg.
Ann van Wetteren ist viel durch Europa und Asien gereist, bevor die Reisefreiheit aufgrund der Corona-Pandemie eingeschränkt wurde.
"Was mich interessiert hat, war, was durch Corona auch entstanden ist. Wie reagierst du auf sowas? Und da hab ich die tollsten Geschichten gehört."
Nicht nur, dass Ann van Wetteren nicht mehr so reisen kann, wie sie möchte, zu ihrem Bedauern, kann sie zurzeit auch nicht so viel arbeiten, wie sonst: sie wurde zu 100 Prozent in Kurzarbeit versetzt. Große Veränderungen, durch die sich Ann zunächst sehr eingeschränkt gefühlt hat.
Auch die Tatsache, dass die Grenzen zwischen den europäischen Ländern dichtgemacht wurden, entsprechen für Ann, die sich durch und durch als Europäerin versteht, nicht ihren Vorstellungen von einem geeinten Europa.
"Es gab viele kleine Aha-Momente auf der Reise, die ich sehr schön fand."
Als Concept Developerin für die Hotelbranche hatte Ann van Wetteren die Idee sich mit Hoteliers darüber zu unterhalten, wie sie mit den Einschränkungen umgehen, die durch die Corona-Pandemie inzwischen zu unserem Alltag gehören. Dafür wollte sie von Hotel zu Hotel fahren, um Interviews mit Hoteliers zu führen.
Mitte Mai war es dann soweit: In Begleitung eines Bekannten, der regelmäßig mit dem Rad lange Strecken zurücklegt, brach die gebürtige Luxemburgerin, die in Hamburg lebt, zu einer 800-Kilometer-langen Radtour von Hamburg nach Luxemburg auf.
Viele Hotels stehen noch leer
Ann van Wetteren ist zu dem Zeitpunkt losgefahren, als die Corona-bedingten Regelungen schrittweise wieder gelockert wurden und Hotels in Deutschland nach und nach wieder öffnen und Gäste empfangen durften.
Um sicher zu stellen, dass sie auf ihren Stationen an der Mosel entlang nicht vor verschlossenen Türen stehen würde, hat sie die Hotelbesitzer zuvor angeschrieben und über ihr Interview-Projekt informiert.
Ann war oft der einzige Übernachtungsgast in den Hotels, bei denen sie während der Tour gerastet haben.
Kontakt zu Nachbarn und lokaler einkaufen
Ein Ehepaar, das ein Hotel betreibt, hat ihr erzählt, dass die ganzen Lieferketten zu Beginn der Pandemie zusammengebrochen seien. Daraufhin hätten sie Bauernhöfe in der Umgebung abgeklappert, um genug Lebensmittel für ihren Betrieb einkaufen zu können. Dadurch seien engere Kontakte zu den Nachbarn aus der Umgebung enstanden und das Paar würde nun lokaler einkaufen. Diesen Lösungsansatz findet Ann sehr gut, weil er zeigt, dass durch die Pandemie auch positive Dinge entstehen können.
"Es hat mein Reiseverhalten verändert: Ich möchte viel mehr die Natur und die Menschen, die ich treffe, auf mich einwirken lassen und auch etwas zurückgeben."
Pro Tag hat Ann 100 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt. Sie hatte viel Wasser, Magnesium, Elektrolyte und Snacks dabei, die sie als Astronautennahrung bezeichnet. Sie war dann aber doch froh, dass sie die Snacks dabei hatte, weil sie ihr geholfen haben einen kleinen Schwächeanfall zu überstehen, den sie durch die körperliche Anstrengung erlitten hat.
Sich mehr Zeit nehmen, um sich auf die Natur und spontane Begegnungen einzulassen
Pro Tag saß Ann eine Woche lang sieben bis acht Stunden auf dem Rad. Die Reise mit ihren vielen Eindrücken, hat Ann inspiriert und ihr Reiseverhalten verändert. Sonst reist Ann gerne in europäische Metropolen und in asiatische Länder. Auf dieser Reise hat sie aber auch den malerischen Charme von kleineren Orten, die Begegnungen mit Menschen und der Zeit, die sie in der Natur verbracht hat, ganz anders zu schätzen gelernt.