Au-pairBettys Traum wird zum Alptraum
Betty hat grad eine Ausbildung als Kinderkrankenpflegerin abgeschlossen und will jetzt die Welt entdecken. Als Au-pair – die Arbeit mit Babys und Kindern liegt ihr. Als sie die Zusage von einer Gastfamilie in San Francisco bekommt, sieht alles nach einem perfekten Match aus.
Als gelernte Kinderkrankenpflegerin kennt Betty sich mit der Betreuung von Babys und Kleinkindern aus, deshalb ist es für sie auch kein Problem, dass das Kind ihrer Gastfamilie erst acht Monate alt ist. Bevor sie 2018 in die USA fliegt, ist sie in regem Austausch mit ihrer Gastmutter und dann ist Betty etwas enttäuscht, als sie hört, dass die Familie sie nicht persönlich vom Flughafen abholen kann. Stattdessen kommt ein Chauffeur mit einem Rolls-Royce, der sie zur Villa ihrer sehr sehr wohlhabenden Gasteltern bringt. Der Empfang ist herzlich.
"Mein Gastkind ist schon sehr offen und hat schnell mit mir interagiert."
Betty wird zur Hauptbezugsperson für das Gastkind
Betty kommt schnell an, merkt aber auch: Ihr Gastkind ist zwar immer dabei, die Gasteltern kümmern sich aber kaum aktiv um ihn.
"Das Gastkind kriegt abends um 18:30 Uhr seine Milchflasche vor dem laufenden Fernseher und liegt auf dem Sofa alleine. Sein Frühstück hat er bekommen, während seine Mutter am PC saß und eine Mail geschrieben hat oder irgendwas bestellt hat."
Betty führt Rituale für ihr Gastkind ein. Die Eltern finden das gut, übernehmen diese Dinge aber nicht. Stattdessen bekommt Betty immer mehr Jobs: Playdates, Babyschwimmen, Klamotten und Spielzeug für den Kleinen kaufen. Anfangs kommt Betty damit noch klar und hat das Gefühl, dass ihre Gasteltern ihre Arbeit wertschätzen. Doch im Laufe der Zeit werden sie immer übergriffiger.
Als die Familie über Thanksgiving nach Mexiko fliegt, ist Betty mit dabei und fast die ganze Zeit mit dem Kind zusammen, während die Eltern am Pool entspannen.
"Relativ schnell war das so, dass ich eigentlich den ganzen Tag für das Kind verantwortlich war. Ich hatte dann Pause, wenn er Mittagsschlaf gemacht hat."
Zuerst lässt Betty sich die Überstunden einfach bezahlen. Doch als es auch nach dem Urlaub so weitergeht, lassen Bettys Kräfte nach.
Dann bekommen ihre Gasteltern noch ein zweites Kind, per Leihmutter. Um das Baby soll Betty sich auch noch kümmern. Eigentlich ist sie da schon an ihrer persönlichen Belastungsgrenze angekommen. Aber es dauert noch eine ganze Weile, bis Betty sich traut einen Schlussstrich zu ziehen. Auch weil sie so eine innige Beziehung zu ihrem älteren Gastkind entwickelt hat.