Martin Behringer aus dem Bayrischen WaldBürgermeister: "Ein Endlager ist für jede Region der absolute Totschlag"
Bürgermeister Martin Behringer aus dem Bayrischen Wald ist enttäuscht von der Liste über mögliche Standorte für Atommüll-Endlager. Denn: Seine Gemeinde Thurmansbang kommt als Endlager infrage. Für ihn und die lokale Bürgerinitiative gibt es nur eine Lösung: Kein Endlager in Thurmansbang, keine Kompromisse.
Seit Anfang der Woche ist der neue Zwischenbericht draußen, mit allen Orten in Deutschland, die sich geologisch gesehen als Endlager für Atommüll eignen. Jetzt ist klar: Gorleben ist raus. Der radioaktive Müll wird vorerst nicht in dem niedersächsischen Ort gelagert.
Dafür steht jetzt die Gemeinde Thurmansbang im Bayrischen Wald auf der Liste – schon wieder. Das letzte Mal kam sie vor 25 Jahren als Endlager in Betracht.
Seitdem ist in Thurmanbang viel passiert, was die Energieversorgung der Kommune angeht, erzählt Bürgermeister Martin Behringer. Neben Wasserkraft setzt Thurmanbang auf Fotovoltaik. Dort, wo es möglich ist, seien die Anlagen auf den Dächern der Gemeinde installiert.
Gemeinsam gegen ein Endlager
Und jetzt kommt die Nachricht, dass die Kommune im Bayrischen Wald ein Endlager werden könnte. Überrascht hat das die Menschen in Thurmanbang zwar nicht, einverstanden sind sie damit aber auch nicht, so Martin Behringer, sie wollen sich gegen den Atommüll wehren.
Neben seinem Posten als Bürgermeister der Gemeinde ist er Leiter einer Bürgerinitiative, die sich gegen das Endlager einsetzt. Ihre Position ist deutlich: Auf Kompromisse werden sie sich nicht einlassen. "Man kann den Schaden, der durch ein Endlager angerichtet wird, niemals mit Geld gut machen", sagt der Bürgermeister. Vielmehr sei ein Endlager für jede Region ein Totschlag.
"Ich habe das Gefühl, dass man in diesem Teilberichtet nur geschaut hat, dass Gorleben raus ist."
Schon vor Veröffentlichung des Zwischenberichts hat die Bürgerinitiative aktiv das Gespräch mit der bayrischen Landespolitik gesucht. Auch bei der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat sich die Gemeinde über das Thema informiert. Neben der Politik setzt die Initiative jetzt auf den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde, so Martin Behringer, um klar zu machen: Ein Endlager im Bayrischen Wald darf es nicht geben.
Imageverlust als Atommüll-Endlager
Denn die Menschen befürchten, dass sie als Standort eines Endlagers für Atommüll weder Urlauberinnen noch Investoren in die Region holen können.
"Ich denke, diese Befürchtung hat jede Region und ich verstehe jede Region, die sich dagegen wehrt."
Denn: Wenn es um radioaktiven Müll geht, der für eine Million Jahre eingelagert werden soll, kann das Image einer Stadt nicht mehr aufgebessert werden, findet er.
Eine Lösung für das Problem mit dem Atommüll hat der Bürgermeister auch nicht. Er macht aber deutlich: Keine Gemeinde in Deutschland wird sich freiwillig als Standort für Endlager hergeben.