ArzneiverordnungsreportAusgaben für Medikamente steigen weiter
Welche Medikamente werden in Deutschland den gesetzlich Krankenversicherten verschrieben und wie teuer sind diese? Die Zahlen veröffentlicht jedes Jahr der Arzneiverordnungsreport. Ergebnis: Die Ausgaben sind schon wieder gestiegen.
Im neuen Arzneiverordnungsreport kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2016 die gesetzlichen Krankenkassen 1,4 Milliarden Euro mehr als 2015 für Medikamente ausgegeben haben. Insgesamt also 38,5 Milliarden Euro - so viel wie noch nie.
"Es wurden nicht nur mehr, sondern auch teure Arzneimittel verordnet."
Die Preise steigen auch deswegen, weil etwa in der Krebstherapie öfter teurere Medikamente eingesetzt werden. Als Beispiel nennt der Herausgeber des Arzneiverordnungsreports, Ulrich Schwabe, die Behandlung von Schmerzen durch Tumoren.
Eigentlich sei Morphin bei dieser Behandlung gut und günstig. Aber der Anteil von Morphin in der Schmerzbehandlung bei Krebs ist in den letzten 20 Jahren von 60 Prozent auf 10 Prozent gesunken. Stattdessen werden immer teurere andere Schmerzmittel eingesetzt.
Die Hersteller legen die Preise fest
Dass neue patentgeschützte Medikamente besonders teuer sind, liegt auch an einer speziellen Sonderregelungen die es in Deutschland gibt: Hersteller dürfen neue Medikamente ein Jahr lang so teuer verkaufen wie sie wollen. Erst danach müssen sie mit Krankenkassen Preise aushandeln.
Das vielleicht schlimmste Beispiel für diese Preisstrategie sei das Multiple-Sklerose-Medikament Tecfidera, sagt Schwabe. Dieses war bei Einführung in Deutschland 80 Prozent teurer als in den Niederlanden. Nach einem Jahr haben der Hersteller den Preis um 50 Prozent gesenkt, weil sich herausstellte, dass das Medikament nicht besser wirkt als andere MS-Medikamente. Die Mehreinnahmen aus dem ersten Jahr durften sie aber behalten.
Frag deinen Arzt
Um als Versicherter zu verhindern, dass immer mehr Geld für Medikamente ausgegeben wird, sollte man beim Arzt nachfragen: Gibt es statt teurer Originalmedikamente vielleicht ein Nachahmermedikament, das den gleichen Wirkstoff enthält? Ist bei einem neuen Medikament der Nutzen wirklich gut belegt oder gibt es ein älteres Produkt, das auch gut hilft und billiger ist?