ArztgesprächWarum wir unsere Ärzte anflunkern
Wenn wir beim Arzt sind, lügen wir. Kaum einer sagt, wenn er was nicht verstanden hat oder wie viel Alkohol er wirklich trinkt. Aber warum?
Naaaaa? Habt ihr auch schon mal geflunkert als ihr dem Arzt oder der Ärztin gegenüber saßt? Ehrlich! 80 Prozent von uns lügen oder verschweigen etwas, wenn sie bei Ärzten oder anderen Personen aus dem Gesundheitswesen sind.
Wissenschaftler haben eine Studie mit 4000 Menschen gemacht. Dabei haben sie auch herausgefunden, dass Frauen und jüngere Leute tendenziell etwas verschwiegener sind - auch wenn von der Studie nicht genau aufgeklärt wird, woran das liegt.
Sport, Alkohol, Zigaretten: Wir lügen
Jedenfalls geben die wenigsten von uns genaue Daten an, wenn es beispielsweise darum geht, wie viel Sport wir machen, wie viele Zigaretten wir rauchen oder wie viel Alkohol wir trinken. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries sagt, Ärzte wissen aber, dass viele ihnen nicht die Wahrheit sagen.
"Unter Ärzten gibt es eine Faustformel: Beim Alkoholkonsum die Angaben der Patienten verdoppeln - beim Sport halbieren."
Aber auch in anderen Bereichen sind wir nicht immer ehrlich. Beispielweise verschweigen Viele, wenn sie den Arzt oder die Ärztin nicht verstehen. Kennen wir ja: Manchmal hat man das Gefühl, man hätte Medizin studieren müssen um zu verstehen, welche Krankheit man hat.
Flunkern aus Scham oder Angst vor Tadel
Manchmal sind wir mit den Medizinern aber auch nicht einer Meinung und wir haben gar nicht vor, einen bestimmten Rat zu befolgen oder das verschriebene Medikament zu nehmen. Da haben die meisten wahrscheinlich einfach keine Lust auf eine Diskussion, sagt Veronika von Borries.
"Die meisten gaben an, dass sie zum einen nicht für ihr Verhalten getadelt werden wollen und dass sie sich außerdem auch schämten."
Verhängnisvoll kann es hingegen werden, wenn wir psychische Erkrankungen verschweigen. Das hilft weder dem Arzt bei der Diagnose, noch uns beim Gesundwerden, hat aber natürlich Gründe. Meist schweigen wir oder flunkern aus Scham, oder Angst, getadelt zu werden.
Mehr Zeit = bessere Kommunikation
Patientenvertreter sehen den Grund für Probleme in der Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten in der mangelnden Zeit. Um ein wirklich gutes Gespräch zu führen, in dem wir zu einer fremden Person Vertrauen aufbauen, braucht es einfach mehr als nur ein paar Minuten. Außerdem müssten Ärztinnen und Ärzte endlich lernen, sich verständlich auszudrücken.
Die Verantwortung allein auf die Mediziner zu legen, wäre aber leider zu einfach. Nein, wir Patienten müssen auch an uns selbst arbeiten, denn laut Studie haben wir ein Problem: Viele wollen von ihren Ärzten gemocht werden und Lob bekommen. Das sollten wir uns abgewöhnen, sagen die Wissenschaftler.
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