ErnährungspreiseFleischsteuer für bessere Tierhaltung: Effekt könnte verpuffen

Nach Berichten der Osnabrücker Zeitung schlägt ein Expertengremium der Bundesregierung vor, eine zusätzliche Steuer auf Fleisch und andere tierische Produkte zu erheben. Das Geld solle einer besseren Tierhaltung zugutekommen. Doch der Handel könnte den Effekt dieser Steuer verpuffen lassen.

Vegetarisches und veganes Essen ist schon länger im Trend – auch bei Fleischkonsumenten. Doch ändert das bisher fast nichts an der Gesamtmenge, die wir jedes Jahr an Schnitzeln, Steaks und Wurst verdrücken. Seit Jahren sind das ziemlich konstant um die 60 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr.

Fleischkonsum pro Kopf in Deutschland in den Jahren 1991 bis 2018

Die Preise für Fleisch und andere tierische Produkte sind in Deutschland niedrig. Die Landwirte beklagen das seit Jahren. Das sei ein Grund für eine Tierhaltung, die oft nicht artgerecht ist.

Vorschlag: 40 Cent Aufschlag pro Kilo

Tatsächlich soll die Fleischsteuer, die das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung vorschlägt, nicht so hoch ausfallen: Nach dem Bericht in der Osnabrücker Zeitung sind 40 Cent pro Kilo Fleisch als Aufschlag geplant. Bei einem durchschnittlichen pro-Kopf-Verbrauch von 60 Kilo Fleisch im Jahr, wären das im Jahr 24 Euro mehr, die wir ausgeben müssten. Auf ein Steak oder Schnitzel umgerechnet wären das um die 8 Cent, die das Stück Fleisch teurer würde. Dieses Geld soll dann laut dem Entwurf für eine bessere Tierhaltung eingesetzt werden, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Döbbelt.

"40 Cent Aufschlag pro Kilo Fleisch sind geplant. Bei einem durchschnittlichen pro-Kopf-Verbrauch von 60 Kilo Fleisch, die wir pro Jahr im Schnitt essen, wären das 24 Euro mehr, die wir ausgeben müssten."
Joahnnes Döbbelt, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Für den Landwirt Hermann-Josef Olthoff klingen 40 Cent pro Kilo zunächst ziemlich gut. Pro Schwein wären das für seinen konventionell geführten Betrieb zusätzliche 35 Euro mehr. Für das Geld könne er seinen Tieren eine Menge bieten – beispielsweise mehr Platz, Heu oder Stroh und mehr Tageslicht durch größere Fenster.

Trotzdem sei er skeptisch, was eine mögliche Fleischsteuer anbelangt. Zum Beispiel bedeutet der Umbau eines Stalls erst einmal das Überwinden von bürokratische Hürden. Für manche Landwirte ein Grund es nicht zu tun.

Ideen rund um einen höheren Fleischpreis

Die Diskussion um höhere Preise für Fleisch, um so mehr Tierwohl zu gewährleisten, wird schon länger geführt und hat verschiedene Ideen hervorgebracht:

  • zusätzliche Steuer
  • Abgabe
  • Tierwohl-Prämie
  • Mehrwertsteuererhöhung für Fleisch von 7 auf 19 Prozent

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Für den Umweltjournalisten Werner Eckert wirken die Vorschläge ein wenig hilflos.

  • Das Dilemma: Verbraucher wollen zwar höhere Qualitäten, aber nicht dafür zahlen.
  • Das Problem: Der Handel würde mit seiner Marktmacht den Aufschlag nicht an die Kunden weitergeben, sondern sich das Geld am Ende von den Bauern zurückholen.

Eine Abgabe oder Steuer auf Fleisch würde somit nicht viel bringen.

"Das ist das Rudern, um irgendwie eine Lösung zu finden, wie man aus dem Dilemma rauskommt, dass die Verbraucher zwar höhere Qualitäten wollen, aber nicht dafür zahlen."
Werner Eckert, Umweltjournalist

Der Journalist schlägt vor, strengere Gesetze in Bezug auf Tierhaltung zu erlassen. Das würde ein höheres Maß an Tierwohl garantieren und führe dazu, dass die Produktionskosten für die Bauern höher werden. Dafür müsste dann in einem zweiten Schritt eine Lösung gefunden werden.

"Das kann man staatlich festlegen, was das bedeutet. Dann hat man ein höheres Maß an Tierwohl, was man auch garantieren kann. Das führt dazu, dass die Produktionskosten für die Bauern höher werden - und dann muss man dafür eine Lösung finden.“
Werner Eckert, Umweltjournalist

Höhere Lebensmittelpreise werfen aber auch die Frage nach sozialer Gerechtigkeit auf: Reiche könnten sich mehr und öfter Fleisch leisten, als Menschen mit einem geringeren Einkommen. Und auch dafür müsste eine Lösung gefunden werden.