Arrangierte Ehe in IndienAstha geht ihren eigenen Weg
Astha* wächst in Indien auf, ihre Eltern erziehen sie zu einer unabhängigen Frau. Doch seit sie erwachsen ist, will vor allem ihr Vater unbedingt, dass Astha einen Mann heiratet - nicht aus Liebe, sondern aus Tradition. Das passt Astha gar nicht, aber sie traut sich auch nicht, mit ihren Eltern darüber zu reden. Darum führt sie eine Art Doppelleben. Doch irgendwann will sie nicht mehr still sein.
Anmerkung: Dieser Text ist die Grundlage für einen Radiobeitrag. Der beinhaltet Betonungen und Gefühle, die bei der reinen Lektüre nicht unbedingt rüberkommen. Außerdem weichen die gesprochenen Worte manchmal vom Skript ab. Darum lohnt es sich, auch das Audio zu diesem Text zu hören.
Vivien: "How many arranged dates did you have so far?"
Astha: "With my parents I had like ten dates and then ten guys without my parents. One guy just talking on the phone after 1,5 hours and he was writing love poems for me. I was so surprised. I was like, what? I told my mum, that I don’t find it comfortable. He is writing love poems. My mom was like, wow, the guy is writing love poems, what else do you want?"
"With my parents I had like ten dates and then ten guys without my parents. One guy just talking on the phone after 1,5 hours and he was writing love poems for me."
Asthas Eltern arrangieren ihre Dates
Das ist Astha. Sie ist 32 Jahre alt, hat lange braune Haare, dunkle Augen und eine total herzliche, fröhliche Art. Sie ist vor fünf Jahren für ihren zweiten Master nach Weimar gekommen und so haben wir uns kennen gelernt und uns angefreundet. Wir haben im selben Studentenwohnheim gewohnt. Mittlerweile arbeitet sie in Berlin.
Ich weiß noch ganz genau, wie verwundert ich das eine Mal war, als sie mir erzählt hat, dass sie ein Skype-Date mit einem Inder hat, der in Kanada lebt und den sie vorher noch nie gesehen hat. Das Date haben ihre Eltern arrangiert. Ich erinnere mich auch noch gut daran, dass sie keine Lust auf das Date hatte. Sie wollte ihre Eltern aber nicht enttäuschen und hat deswegen mitgemacht.
Ihr erstes "normales" Date, also unabhängig von den Eltern, das hätte sie beinahe mit 19 gehabt. Sie hing mit Freunden im Park rum, nach der Uni. Es gab Kaffee, Chai Tee, Snacks. Und dann kam ein Freund mit einem Kumpel vorbei, den sie von der Uni kannte und den sie ziemlich interessant fand.
Astha: "We were with friends and we were joking and he said, yeah sure, you and I should go for coffee. I was like, yeah, sure, why not? Then I was like, did he really mean it or what? The moment he left, I texted him. Are you serious about it for going out for coffee, he said 'Sure, I mean it." I was really happy."
Es ist das erste Mal, dass ein Typ, auf den sie steht, sie um ein Date bittet. Als sie zu Hause ankommt, ist ihr Vater nicht zu Hause und sie erzählt alles sofort ihrer Mutter.
Astha: "I was super excited and my mum was like “Oh, you have a date, nice”. I was like ‘yeah’ and my mum asked casually 'Okay, so what is he doing?' and I gave her the info. He is a senior at my college. I have crush on him. He is kind of cute and so and so."
Die Mama reagiert ziemlich cool und stellt viele Fragen. Wie ist er so? Was macht er? Astha hat wie immer das Gefühl mit einer Freundin zu quatschen – bis die Frage nach der Nummer des Vaters kommt.
"Then my mom said: 'Can you get me his father’s number?' I was like, 'His father’s number, why?' - 'You guys have to decide to date, so you want to get married eventually. That why it is better when the parents talk.'"
Astha: "Then my mom said: 'Can you get me his father’s number?' I was like, 'His father’s number, why?' - 'You guys have to decide to date, so you want to get married eventually. That why it is better when the parents talk.' That was the time I freaked out. Mom, it is just a coffee date. I do remember going to my room. I was super angry. I wanted to throw things but there was nothing around to throw. I got really scared. I started thinking, what if I had to get married to this guy. That was a scary thought."
Astha bekommt Angst. Angst davor, dass dieses lockere Date sehr schnell sehr verbindlich werden könnte und sie aus der Aktion nicht wieder so einfach rauskommt.
Astha: "I did not want to be the person to let him down because I wanted to go on a date with him but I did not want to get into something horrible, marriage. Marriages are not horrible, but at that point. I told him, hey sorry, I have plans, I cannot get out. I did not tell him the reason. I had to make up some reason. So I made up some stupid reason (…) He was a bit disappointed. He did not want to look very invested. That is how I felt."
"I did not want to be the person to let him down because I wanted to go on a date with him but I did not want to get into something horrible, marriage. Marriages are not horrible, but at that point."
Astha beschließt, ihr Liebesleben für sich zu behalten
Astha will schon irgendwann mal heiraten, aber eben nicht irgendwen, vor allem keinen Fremden, den sie nur ein paar Mal getroffen hat. Außerdem ist sie erst 19 und sie weiß, wenn sie jetzt jemanden heiraten würde, könnte sie vielleicht nicht studieren und müsste direkt zu den Eltern des Mannes ziehen. Deswegen ist sie nach der ganzen Sache ziemlich fertig. Ihr war klar, dass sie ihrem Vater nichts davon erzählen kann, aber hier merkt sie zum ersten Mal, dass sie auch ihrer Mutter nicht alles anvertrauen kann.
Astha: "It freaked me out that I cannot share things about my dating because my mum would have high expectations. Every guy I date, would be the guy I end up with."
Dieses Erlebnis brennt sich bei ihr ein und sie trifft eine Entscheidung. Von jetzt an will sie alles, was mit Jungs, Dating, Liebe zu tun hat, für sich behalten und ihre Eltern komplett raushalten.
"It freaked me out that I cannot share things about my dating because my mum would have high expectations. Every guy I date, would be the guy I end up with."
Ihre Eltern, die bekommen von all dem also nichts mit und machen weiter wie immer. Vor allem ihr Vater arrangiert fleißig Dates für sie. Er sieht es sozusagen als seine Aufgabe, seine Pflicht an als Vater einen Ehemann für seine Tochter zu finden. Ihre Eltern haben sie während des Bachelor-Studiums schon netterweise mit dem Thema Ehemann in Ruhe gelassen, damit sie sich auf den Abschluss konzentrieren kann.
Jetzt, als Single mit 22 in Indien als Single-Frau, kann sie sich nicht mehr wirklich vor den Dates drücken. Und diese arrangierten Dates laufen immer ähnlich ab: Sie sitzt mit ihren Eltern, den Eltern des Mannes und oft Verwandten oder Freunden des Mannes zu Hause im Wohnzimmer zusammen. Sie lächelt, serviert Wasser, die Eltern reden. Dann werden sie und der Mann in ein anderes Zimmer geschickt, um sich näher kennen zu lernen.
Astha: "The guy would expect the girl would say 'I want to be my husband loving, kind and supportive and understanding. This kind of adjective: loving, kind, supportive, understanding.' The guy would normally answer 'I want a wife, who understands me, who is kind, who likes my mother and who would like to be with me or whatever.'"
Bei den Dates spielt Asthas Gewicht eine Rolle
Und bei diesen Treffen mit potenziellen Ehemännern, das spielt auch Asthas Körper immer wieder eine Rolle. Als ich sie kennenlerne, hat sie so einen schönen Teint, lange braune Haare und eine weibliche, rundliche Figur. Sie erzählt, dass ihr Vater bei einem der arrangierten Treffen sogar mal ihr Gewicht thematisiert hat. Ihr Date ist nicht da, nur seine Verwandten. Die sind extra gekommen, um sie zu begutachten, bevor ihr Neffe sich mit ihr trifft.
Astha: "His uncle and aunt came to see me, just to see how the girl looks like because I am heavy weight. I am overweight. My dad told them, in front of me, that 'yeah my daughter has a lot of weight, but she does not look fat'. That day was I cried a lot. First of all, it was insulting. They came to see how I look, I speak and walk. On top of that my dad tells in front of me other people I am fat. Somehow it felt he is ashamed of it. That feeling he is ashamed of my body, it really broke my heart."
"My dad told them, in front of me, that 'yeah my daughter has a lot of weight, but she does not look fat'. That day was I cried a lot."
Astha fühlt sich gedemütigt, als ihr Vater in ihrem Dasein davon redet, dass sie zwar übergewichtig ist, aber im Großen und Ganzen doch nicht "fett aussehe". Sie hat das Gefühl, er schämt sich für ihren Körper. Als die Besucher weg sind, platzt ihr der Kragen und sie schreit ihren Vater an.
Astha: "That is one of those evenings I could not control my anger and disappointment. The moment those guys left, I started crying and shouting at my dad. Are you not happy with me? Are you disappointed in me that I am fat or heavy weight? My dad was, obviously not. I just wanted them to know you do not look fat. It does not make sense."
"Astha: "That is one of those evenings I could not control my anger and disappointment. The moment those guys left, I started crying and shouting at my dad. Are you not happy with me?"
Diese Situation ist sechs Jahre her, aber sie hat sich in Asthas Gedächtnis eingebrannt. Als sie daran zurückdenkt, kommen ihr fast Tränen. Es verletzt sie noch heute, dass ihr Vater in diesen Momenten nicht auf ihrer Seite stand.
Astha wird als unabhängige, starke Frau erzogen
Als Astha ein Kind war, da hat ihr Vater sie dazu ermuntert, unabhängig und stark zu sein und selbständig zu denken. Er war es, der sie und ihre jüngere Schwester zum Campen, Klettern und Schießen geschickt hat. Er war es, der ihr im Alter von 15 den Motorroller nur schenken wollte, wenn sie in der Lage war, ihn mit eigener Kraft abzustellen.
Astha: "He taught us how to put it on the stand. He only bought it if I could do it by myself. All guys do it by themselves. You should not get a special treatment because you are a girl. He would not like it if I ask someone. Now I am like, if I am a girl I can get it easily. I can look helpless. He never wanted us to do that. He said that: Why would you be independent on anybody else, especially on guys."
"Now I am like, if I am a girl I can get it easily. I can look helpless. He never wanted us to do that. He said that: Why would you be independent on anybody else, especially on guys."
Sie soll sich von niemandem abhängig machen, das hat ihr Vater ihr gepredigt, als sie 15 war. Und als sie dann 22 ist, sucht er Männer aus, die sie heiraten könnte. Für Astha passt das nicht zusammen.
Astha: "He is still my hero but he was without a doubt my hero when I grew up but now suddenly it feels like I lived a lie or there was a huge hypocrisy in the whole thing. On the one hand he said you are equal to a guy, he made us independent and now on the other hand he wants us to follow a convention, get married, have kids and all and that surprises me."
"On the one hand he said you are equal to a guy, he made us independent and now on the other hand he wants us to follow a convention, get married, have kids and all and that surprises me."
Astha hat das Gefühl, dass ihr Vater sie und seine eigenen Ideale verraten hat. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass er sich einfach nicht vorstellen kann, dass eine Frau auch ohne Mann ein erfülltes/vollwertiges Leben führen kann, weil es in Indien eben so üblich ist, dass Frauen heiraten. Und dann können sie ja auch erst Kinder bekommen.
Astha verliebt sich
Astha spielt mit. Sie sagt ihren Eltern zwar, dass so eine arrangierte Ehe nichts für sie ist, aber sie ist nicht selbstbewusst und stark genug, um Nein zu allen Dates zu sagen. Sie will ihre Eltern nicht enttäuschen. Sie will sie glücklich machen. Sie geht also auf die Dates, trifft sich oft aber kein zweites Mal mit den Männern. Und ohne, dass ihre Eltern es mitbekommen, verliebt sie sich in dieser Zeit.
Sie ist Anfang 26 und lernt ihren Freund über einen Kumpel kennen, der zu Besuch in Gujarat ist – und sie verlieben sich. Er wohnt allerdings in einer anderen Stadt. Mit dem Zug braucht Astha bis zu 10 Stunden hin, mit dem Bus bis zu 15. Deswegen sehen sich die beiden oft nur einmal im Monat. Entweder sie fährt zu ihm und erzählt ihren Eltern, sie würde eine Freundin besuchen oder ein Bewerbungsgespräch haben oder er kommt zu ihr und schläft bei einem Kumpel oder in einem Hostel.
So richtig entspannt und romantisch sind die Treffen nicht. Astha erinnert sich noch gut an den Moment, als ihr Freund das erste Mal in der Öffentlichkeit Händchen halten will. Sie sind beide in einem Park, 20 Kilometer von ihrer Heimatstadt entfernt und trotzdem fühlt sie sich beobachtet.
Astha: "I was super scared. I thought somebody would see us and that meant my parents would know I have a boyfriend or I was holding hands with someone. I did not know how to walk. I stopped walking. I never had a guy holding my hand and walking. He could feel it and asked, are you ok. I was like, yeah. I took my hand away. He realized, I was not really okay. Then he understood."
"I was super scared. I thought somebody would see us and that meant my parents would know I have a boyfriend or I was holding hands with someone."
Die beiden fahren viel mit dem Auto herum, küssen sich auf Parkplätzen oder gehen tagsüber ins Kino. Das Gute: Dort ist es dunkel und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, Bekannten oder Verwandten über den Weg zu laufen. Die andere Sache ist die mit der körperlichen Anziehung, dem Sex.
Astha: "We could not be physical with each other because of that issue and also because I was really scared. I was like 'Okay, we cannot have sex. Because, you know, to have sex, we have to be married.'"
Sie hat Angst davor, tatsächlich intimer mit ihrem Freund zu werden. Das kann sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. In Indien heiratet man in der Regel erst und hat dann Sex, nicht andersrum und von dieser Konvention kann sie sich nicht einfach frei machen, auch wenn sie es will. Sie hat zu viel Angst. Dann macht er nach knapp einem Jahr Schluss mit ihr.
"We could not be physical with each other because of that issue and also because I was really scared. I was like 'Okay, we cannot have sex. Because, you know, to have sex, we have to be married.'"
Astha denkt viel darüber nach, wieso es nicht geklappt hat und sie hat das Gefühl, es liegt auch viel an ihr selbst. Sie konnte nie so richtig sie selbst sein wegen der ganzen Heimlichtuerei und diesem inneren Zwiespalt, in dem sie gefangen war.
Astha: "I mean I do see maybe he was never in love with me, I was the only one in love. But this idea, that he was never in love with me, it comes to me, because I feel, ah, because I could not give my 100 percent to him. Maybe he wanted to be more physical with me, but I couldn’t because I was scared. I could not get out of this idea, I can only have one man in my life. Yeah, it is a – It makes me sad because he was my first love and I had like (...) Things could have have been different."
Astha ist damals 27 heute ist sie 32. Der Mann, von dem sie gerade erzählt hat, der war ihr erster und bislang letzter Freund.
Asthas Vater wird krank – und sie knickt ein
Kurz nach der Trennung vor fünf Jahren bekommt Astha die Zusage fürs Studium in Deutschland. Sie besucht kurz danach einen Deutschkurs, lenkt sich ab und zieht nach Weimar. Sie ist das erste Mal weit weg von ihren Eltern. Da ist Astha 27 Jahre alt. Sie hat das erste Mal ihr eigenes Zimmer und kann einfach die Tür schließen, wenn es ihr zu viel ist und allein ihr Ding machen. Aber manche Dinge, die bleiben trotz der Distanz beim Alten.
Sie hat immer noch Liebeskummer, wegen der Trennung von ihrem Freund, und ihre Eltern, die sind immer noch sehr daran interessiert sie zu verkuppeln, auch wenn sie Tausende Kilometer entfernt ist. Sie melden sie online auf einigen der vielen indischen Hochzeitsplattformen an und arrangieren ab und zu Skype-Dates für sie. Zum Beispiel das mit dem Inder in Kanada. Astha fühlt sich durch die Entfernung aber nicht mehr ganz so eingeengt, sie hat mehr Abstand. 2016, Astha ist da zwei Jahre in Deutschland, wird aber ihr Papa krank.
Astha: "My dad was super sick. It was a very critical situation. I flew from Germany, my sister she flew from USA. There were some family members who were criticizing that you know, your dad got sick because they worry for you, he worries for you, he is sick because you are not married. That was super shitty. That really broke my heart. I was like, what the hell?"
"There were some family members who were criticizing that you know, your dad got sick because they worry for you, he worries for you, he is sick because you are not married. That was super shitty. That really broke my heart."
Astha bekommt mit, dass ihr einige Familienmitglieder die Schuld dafür geben, dass ihr Vater so krank ist, eben weil sie mit Anfang 30 noch Single ist und er sich deswegen so viele Sorgen macht. Für Astha ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hat ja ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, weil sie das Gefühl hat, ihre Eltern nicht glücklich zu machen. Und das wird jetzt noch schlimmer.
Ja, und statt sich dagegen zu wehren, reinen Tisch zu machen, macht Astha genau das Gegenteil. Sie knickt ein. Sie will sich verloben – damit endlich Ruhe ist. Sie schreibt einen Freund an und redet nicht um den heißen Brei rum. Du bist Single. Ich bin Single. Wir sollten heiraten.
Astha: "I wanted to find a solution, make people shut up and … make my dad feel less worried about me. I thought, if me getting engaged with someone makes him less worried about me, why not. That is why I proposed to this guy, let’s get married. And he said, why the change. I said, come on, I am turning 30. This is what is happening. He said, Astha, this is the wrong reason to get married and- He explained it very nicely. And I think he was going through a similar situation. So if I would have pursued him further he might have also agreed. But then I was like, no, I don’t love him. He is a friend.
"I thought, if me getting engaged with someone makes him less worried about me, why not. That is why I proposed to this guy, let’s get married."
Er redet ihr die Idee aus und sie versteht, dass das keine Lösung ist. Sie spricht mit ihrem Vater über die Beschuldigungen der Verwandten und er meint es ist Quatsch. Sie ist natürlich nicht Schuld an seiner Krankheit, sagt er, aber ja klar, es stimmt, er sorgt sich um sie, solange sie keinen Ehemann hat.
In Deutschland macht Astha ihr eigenes Ding
Zurück in Deutschland fängt Astha an, immer mehr ihr eigenes Ding zu machen und neue Sachen auszuprobieren. Zum Beispiel lässt sie Nacktfotos von sich machen.
Astha: "I wanted to me more confident about who I am and if I can do a nude shoot I would see myself. This is who I am. It's kind of sad, but Indians as – India as a society is a racist society. So I was considered to be dark. I had few people at school who would call me as a black person and I am large, I am a big girl. I had some friends who were calling me the fat one. It's very normal. People call you by the name, which is really not a nice thing. Things you are lacking, things you are not good at, they would point out and would give you that name. I wasn't really comfortable under my skin."
"I wanted to me more confident about who I am and if I can do a nude shoot I would see myself. This is who I am. It's kind of sad, but Indians as – India as a society is a racist society."
Das ändert sich dann aber in Deutschland. Ihre Freunde hier bestärken sie darin, dass sie gut so ist wie sie ist. Sie entdeckt ihren Körper neu. Sie ist begeistert von dem Fotoprojekt "The Full Body Projekt", bei dem füllige Frauen nackt oder nur leicht bekleidet fotografiert wurden – ohne Photoshop. Diese Fotoreihe inspiriert Astha selbst Nacktfotos machen zu lassen. Sie will ihr neues Körpergefühl festhalten und sich was trauen.
Astha: "I do look at them. I feel good about them. I was planning to print them and put them in my room and then take them off when I talk to my parents because I normally do a video chat and then my parents see it. That would be funny."
Während Astha ihr Leben lebt, suchen ihre Eltern weiter nach einem Partner für sie
Ihr Vater bekommt von ihrem Wandel nichts mit. Er sucht weiter nach passenden Kandidaten und fängt wieder an, sich mehr nach ihren Hochzeitsplänen zu erkundigen und fragt nach Männern von dem Heiratsportal. Er ruft sie dafür auch gern mal auf der Arbeit an.
Astha: "It seemed a little bit urgent. I called him back. He said, send me your updated biodata and pictures. Not just any pictures, high definition pictures and I told him ok I can send you pictures on WhatsApp. He said, no, I want high definition pictures, very nice ones. He was filing my application for marriage at a marriage bureau. The lady said she needs high definition good pictures. She rejected on my pictures because I looked dark."
"He said, no, I want high definition pictures, very nice ones. He was filing my application for marriage at a marriage bureau. The lady said she needs high definition good pictures. She rejected on my pictures because I looked dark."
Er will hochauflösende Fotos von ihr. Außerdem soll sie helles Make-Up tragen, sagt er. Für Astha fühlt sich die Unterhaltung wie ein Flashback an. Sie sagt ihren Eltern, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen und die sagen, sie machen sich aber Sorgen und schicken ihr den nächsten Kandidaten.
Astha schreibt ihrem Vater einen Brief
Sie hat das Gefühl gegen eine Wand zu rennen. Darauf hat sie keine Lust mehr. Sie will sich nicht mehr vor ihren Eltern verstellen. Sie will endlich reinen Tisch machen, egal was passiert. Sie rafft sich mit 31 auf, und macht etwas, was sie schon seit Monaten vor sich hergeschoben hat: Sie schreibt ihrem Vater einen Brief.
Astha: "Of course at the end I have to face him and have to tell him in person but with the letter it would be nice. It would be more like a monologue and he just has to read what I think. But there would not be a heated argument and we lose the point. If we talk in person, it might end up in an argument or things might get awkward in person. On a letter I can articulate them. I can delete them. Remove them."
"Of course at the end I have to face him and have to tell him in person but with the letter it would be nice. It would be more like a monologue and he just has to read what I think. But there would not be a heated argument and we lose the point."
Der Brief ist fünf Seiten lang. Sie schreibt, dass es okay ist als Frau Single zu sein. Außerdem spricht sie an, dass sie sich lose mit Männern verabredet. Doch die ganze Wahrheit verschweigt sie ihren Eltern immer noch: Sie schreibt nicht, dass sie mittlerweile Sex gehabt hat.
Sie hofft, dass ihr Vater sie endlich so sieht, wie sie ist. Und sie so akzeptiert. Sie will nicht mit ihm brechen, nur weil sie das Leben einer modernen Frau leben will. Denn ihr Vater, der ist immer noch ihr Held, so wie mit 15 als er ihr beigebracht hat, den Motorroller selbstständig abzustellen.
Als ihre Eltern und ihr Bruder sie in Deutschland besuchen, ist es soweit und sie gibt ihrem Vater den Brief. Danach geht sie zur Arbeit.
Astha: "When I came back home, I asked my dad, hey, did you read the letter? 'Yes.' And, what do you think about it? 'Yeah.' What, what do you mean? Okay, what is your opinion? He said, 'I will write you a letter'. Why, you can just tell me. 'No, you have written a letter, I will write a letter.'"
Ihr Vater will nicht darüber reden und stattdessen mit einem eigenen Brief antworten.
Ihr Vater will nicht darüber reden und stattdessen mit einem eigenen Brief reagieren. Mit so einer Reaktion hat Astha gar nicht gerechnet. Sie verbringt zwei Wochen mit ihrer Familie. Sie feiern Silvester und ihren 32. Geburtstag, reden über alles Mögliche – nur nicht über den Inhalt des Briefs, und das obwohl sie den Brief noch zweimal anspricht. Aber ihr Vater sagt immer wieder dasselbe: Ich antworte mit einem Brief. Mehr nicht. Dann reist ihre Familie ab. Das ist mittlerweile vier Monate her. Bis heute hat sie keinen Brief von ihrem Vater erhalten.
Astha: "He is choosing to ignore what I had to say. On some level it breaks my heart. Now I don’t know what does he think, feel? Was it okay to share what I do right now? I don’t know. At least I feel I am honest with them. They know more about my approach to life, they know I am open to online dating and that I am actively dating. That is a good part for me. Apart from that, it would have been nicer, if he would have replied, if he would have made an effort to understand. It is not the case. I have to accept. He is entitled to his beliefs."
"It would have been nicer, if he would have replied, if he would have made an effort to understand. It is not the case. I have to accept. He is entitled to his beliefs."
Astha hat danach viel über ihren Vater nachgedacht und gegrübelt, ob der Brief eine gute Idee war und was er wohl denkt. Sie glaubt mittlerweile nicht mehr daran, noch einen Brief zu bekommen. Er hat ihren Brief nicht einmal mit nach Indien genommen, was sie sehrenttäuscht hat. Sie hat für sich entschieden, dass sie nicht weiter darüber nachdenkt. Sie akzeptiert, dass er anders denkt als sie und keine Konfrontation will. Ihre Mutter fand den Brief immerhin gut.
"In Hindi there is this thing: 'If you come, you are welcome, if you go, we have less crowd'. If my dad sends me new biodata, it is okay, but if he doesn't, it is also fine, it is better."
Astha: "I feel more confident, at home – peaceful with myself. 'I don't give a shit about it anymore' feeling. In Hindi there is this thing: 'If you come, you are welcome, if you go, we have less crowd'. If my dad sends me new biodata, it is okay, but if he doesn't, it is also fine, it is better."
Vor kurzem hat ihr Vater sie sechs Uhr morgens angerufen und aus dem Schlaf gerissen. Er wollte schnell ihren Lebenslauf haben – für einen Mann, mit dem sie in dieselbe Schule gegangen ist, und der toll zu ihr passen würde. Das war vor zwei Monaten. Bis jetzt hat Astha ihm den Lebenslauf nicht geschickt und sie hat es auch nicht vor.
*Name von der Redaktion geändert