Argentinien"Kettensägen-Präsident" Javier Milei tritt sein Amt an
Heute beginnt die Amtszeit von Argentiniens neuem Präsidenten Javier Milei. Der selbst ernannte Anarchokapitalist will Argentinien aus der Krise holen und dabei radikal vorgehen: Er möchte das bisherige System auseinandernehmen.
Die Kettensäge war im Wahlkampf das Markenzeichen von Javier Milei. Damit wollte er den argentinischen Staat "zersägen". Mitte November haben ihn die Menschen in Argentinien dann zum Präsidenten gewählt. Heute tritt Javier Milei sein neues Amt an.
Die Kettensäge hat er mittlerweile abgelegt. Auch sein Ton ist nach der Wahl viel moderator geworden, sagt Anne Herrberg, unsere Korrespondentin für Argentinien.
Vom Unbekannten zum Kettensägen-Mann
Im Wahlkampf ist Javier Milei durch kuriose und aufsehenerregende Auftritte bekannt geworden. Neben der Kettensäge hat er für Aufmerksamkeit gesorgt, weil er sein Gehalt als Abgeordneter versteigert hat.
Er hat auch schon klar gemacht, dass er nicht an den menschengemachten Klimawandel glaubt, gegen das Recht auf Abtreibung ist und sich für einen Organhandel ausspricht, sofern sich ein Markt dafür findet.
Rechtspopulistisch und wirtschaftsliberal
Javier Milei bezeichnet sich selbst als Anarchokapitalist. Sein Mittel der Wahl: die radikale Wende. Seine Philosophie: Der Staat soll sich nicht einmischen und den Individuen maximale Freiheit geben. Das Zahlen von Steuern sieht er zum Beispiel als Verstoß gegen die Menschenrechte an.
"Er nimmt den Staat als Hindernis wahr."
Der gelernte Ökonom möchte den Staat deshalb auf ein Minimum reduzieren und bei öffentlichen Ausgaben drastisch sparen. Im Wahlkampf hat er immer wieder davon gesprochen, dass er Ministerien abschaffen möchte. Die Landeswährung Peso soll der US-Dollar ersetzen.
Die Frustration hat gewonnen
Das alles soll Argentinien aus der Krise holen, geht es nach Javier Milei. Die Inflation dort liegt bei 140 Prozent. Die Armut wächst: Vier von zehn Argentinier*innen leben unter der Armutsgrenze. Die Menschen dort sind frustriert von der Politik, erklärt unsere Korrespondentin. Und von diesem Frust hat Javier Milei profitiert.
"Nach seiner Wahl hat Milei den Ton durchaus gemäßigt."
In den vergangenen Wochen nach der Wahl ist er aber erst mal mit der konservativen Opposition von Ex-Präsident Mauricio Macri zusammengerückt. Politiker*innen aus diesen Reihen werden wahrscheinlich jetzt Schlüsselpositionen im neuen Kabinett von Javier Milei besetzen. Damit wird der neue Präsident Argentiniens Politiker*innen um sich haben, über die er sich in seinem Wahlkampf ursprünglich aufgeregt hat.