MotivationRichtig loben und Feedback geben im Job
Im Beruf ist es wichtig, Feedback zu erhalten und auch Lob. Das sollte aber kein "Das hast Du gut gemacht" sein, sondern eine möglichst präzise Rückmeldung. Ansonsten bleibt noch: sich selbst zu loben.
In Deutschland werde im Arbeitskontext viel zu wenig gelobt, so Tabea Scheel. Sie ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Europa-Universität in Flensburg.
"Es gibt wenig Lob, wenig Feedback-Gespräche. Man hört höchstens was, wenn man was falsch gemacht hat."
Doch wenig Lob schlägt auf die Motivation der Mitarbeitenden, so unser Reporter Sebastian Sonntag. Wenn Lob und auch Feedback ausbleiben, kann es passieren, dass die Mitarbeitenden ihre Potenziale nicht ausschöpfen. Ebenso können sie sich dann weniger gut einschätzen. Doch es ist wichtig, dass Mitarbeitende ein berufliches Selbstwertgefühl entwickeln, damit sie gerne und motiviert ihren Job machen.
Richtiges Lob kann Motivation sein
Irgendwie zu loben, ist aber auch keine Lösung. Loben muss gelernt sein, damit es Wirkung hat. Vielen Vorgesetzten sei nicht klar, dass Führung Arbeit ist, so Tabea Scheel. Der Faktor Zeit spielt dabei eine Rolle, findet Sebastian Sonntag. Vorgesetzte müssen genug Zeit aufbringen, um wahrzunehmen, wie Mitarbeitende ihre Arbeit machen. Erst dann ist eine sinnvolle Rückmeldung möglich.
"Es geht nicht nur darum, gelobt zu werden, sondern auch um dezidierte Kritik und Feedback, was man vielleicht anders machen sollte."
Außerdem: "Lob muss authentisch sein, damit es die Menschen, die gelobt werden, auch annehmen", sagt unser Reporter. Das heißt, ein sehr allgemeines Lob zwischen Tür und Angel wird kaum etwas verändern. Lob sollte möglichst konkret formuliert werden.
Vorgesetzte sollten auch überlegen, in welcher Situation sie ein Lob aussprechen. Vor dem ganzen Team Feedback zu geben, kann für alle einen Lerneffekt haben. Es kann aber auch Neid entstehen lassen, so Sebastian Sonntag.
Sich selbst loben, kann helfen
Wenn ihr in eurem Job kein Lob bekommt, könnt ihr mit Freunden*innen über eure Arbeit und eure Aufgaben sprechen. Ihr könnt euch auch selbst loben, indem ihr euch vor Augen führt, was ihr an einem Arbeitstag oder bei einem Meeting alles geschafft habt.
Ebenso könnt ihr einen Blick zurück auf euren beruflichen Weg werfen, rät Tabea Scheel. Das kann helfen, das eigene Können und die persönlichen Fähigkeiten zu erkennen und zu stärken.
"Auf Vergangenes gucken: Was habe ich schon alles geleistet und ist das nicht auch ein Indiz dafür, dass ich ganz gut dastehe."
Wenn ihr das schafft, dann ist es vielleicht auch möglich, die Kolleg*innen zu loben und deren Leistungen wahrzunehmen, findet Sebastian Sonntag. "Möglicherweise bekommt man dann auch mal ein Lob zurück." Das könnte dann der Beginn einer Feedback-Kultur sein – zumindest im Kleinen.