Antibabypille"Frauen müssen nicht leiden"
Unter dem Hashtag #mypillstory twittern Frauen seit ein paar Tagen über ihre Erfahrungen mit der Antibabypille und deren Nebenwirkungen. Die Berichte sind ziemlich heftig. Ist die Pille wirklich so schlimm? Und werden Frauen von Ärzten nicht genügend aufgeklärt? Doch, sagt der Gynäkologe Christian Albring. Er wundert sich, dass Frauen bei Problemen nicht zu ihrem Arzt gehen.
Ende März twitterte die britische Journalistin Holly Brockwell, dass sie die Schnauze voll habe von Männern, die von ihr erwarten, die Pille zu nehmen. Sollten die mal ihre Nebenwirkungen spüren.
Unter dem Hashtag#mypillstory berichten Frauen auf Twitter seitdem von ihren leidvollen Erfahrungen mit dem Hormonpräparat. Wer die Tweets liest, stellt sich die Frage, ob es wirklich eine gute Idee ist, das Verhütungsmittel einzuwerfen.
Christian Albring ist Gynäkologe und Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Er sagt: Wenn Frauen zum ersten Mal in einer Praxis den Wunsch nach der Pille äußern, sind Ärzte gesetzlich dazu verpflichtet, umfangreich über die Nebenwirkungen aufzuklären. Die Bedeutung sei den Ärztzen klar und das Bewusstsein für eine gute Aufklärung in den vergangenen Jahren gewachsen. Wenn Frauen tatsächlich Probleme haben, so der Mediziner, werden ihnen geraten, sich sofort beim Frauenarzt zu melden:
"Aus unserer Sicht kann man gar nicht nachvollziehen, dass hier tageslanges Weinen, Wassereinlagerungen und Selbstmordgedanken auftreten, da Frauen jederzeit in der Praxis anrufen oder erscheinen können.“
Albring sagt ganz klar: Frauen müssen nicht leiden. Sie könnten sie jederzeit die Pille absetzen. Suizidgedanken als eine mögliche Nebenwirkung der Pille - das wundert den Mediziner. In 30 Jahren Berufserfahrungen sei ihm kein einziger Fall bekannt. Im Gegenteil: "Die Pille wirkt bei den meisten Fällen psychisch aufhellend, weil sie ja sonst dem Auf und Ab der eigenen Hormone ausgesetzt ist", sagt er.
In Deutschland sind Frauen besser versorgt
Die Thrombosegefahr ist als Nebenwirkung allerdings bekannt. Darüber informieren die Ärzte seit zwei Jahren auch verstärkt, so Albring. Bei vielen Nebenwirkungen, die auf Twitter geschilderten werden, zweifelt der Gynäkologe, ob sie wirklich nur auf die Pille zurückzuführen sind. Der Hashtag #mypillstory hat vor allem in Großbritannien für Wirbel gesorgt. Ein Grund könnte sein, dass Frauen dort oft keine so ausführliche Beratung erhalten wie zum Beispiel in Deutschland. Hierzulande haben Frauen sogar ein Recht darauf.
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