Anti-Digital-DetoxWie uns Social Media, Serien und Filme entspannen
Social Media stressen eher, als dass sie entspannen? Stimmt nicht, ich komme mit Reels und Tiktok gut runter, sagt Maso. Auch der Medienpsychologe Leonard Reinecke sagt, Entspannung mit Social Media funktioniert – solange wir es nicht übertreiben.
Maso arbeitet im Social-Media-Management. Das Smartphone hat dey* schon aus beruflichen Gründen viel in der Hand. Doch auch nach Feierabend legt sich Maso gerne aufs Bett und schaut Tiktok-Videos zur Entspannung.
Putzvideos zur Entspannung
Im Unterschied zur Arbeit müsse Maso dabei nicht nachdenken und könne das Gehirn prima abschalten. Dabei sei es natürlich wichtig, welcher Inhalt konsumiert werde. Maso achtet deshalb darauf, Sachen zu schauen, die Freude machen – Putz- und Teppichreinigungsvideos zum Beispiel.
"Teppichreinigungsvideos gucke ich mir gerne an. Es macht mir einfach Freude. Und ich finde, es ist nie verkehrt, wenn man Freude an was hat, denn dann hast du auch was für dich gemacht."
Maso liest auch gerne Bücher, das aber eher unterwegs, zum Beispiel wenn dey Bahn fährt. Zu Hause, so Maso, brauche es mehr Reize, weil sonst auch das Liegen schnell langweilig werden könnte.
"Ich glaube, bei mir ist es einfach die Art und Weise, wie mein Gehirn funktioniert", sagt Maso. Da dey schon lange in den Sozialen Medien arbeitet und auch Medienwissenschaften studiert, könne Maso deren eigenen Medienkonsum einigermaßen gut einschätzen.
"Social Media kann man genauso zur Entspannung nutzen, wie viele Leute das zum Beispiel auch mit Serien oder Filmen machen."
Für einen guten Umgang mit Social Media helfe eine nüchterne Betrachtung. Für Maso sind Tiktok und Co. einfach Plattformen, auf denen Menschen existieren und wo sie Dinge hochladen. Wenn wir uns das bewusst machen, "dann kann man Social Media genauso zur Entspannung nutzen, wie viele Leute das auch mit Serien oder Filmen machen", meint Maso.
Medien können Erholung dienen
Der Medienpsychologe Leonard Reinecke beschäftigt sich mit den positiven Effekten von Mediennutzung und der Frage, wie Medien bei der Erholung unterstützen können. Wichtiger als ein langer Urlaub zum Beispiel seien kleine Erholungsphasen in unserem Alltag, um Stress abzubauen, sagt er.
Bei der Erholung gehe es aber auch darum, neue Ressourcen zu gewinnen. Die Freizeit als autonome Zeit, in der wir machen können, was wir wollen, sei dabei entscheidender Faktor. Und "Medien setzen da auf ganz verschiedene Weise an", sagt Leonard Reinecke.
"Mediennutzung ist ja keine Lösung für den Stress, aber sie kann eine kleine Verschnaufpause bieten, um einfach mal durchzuatmen."
Eine Netflix-Serie, die mitreißt, unterhält und uns auf andere Gedanken bringt, könne durchaus zu einem wichtigen Erholungsfaktor werden, um neue Energie zu sammeln. Mediennutzung dürfe aber nicht so weit gehen, dass wir uns dadurch komplett von unseren Sorgen und Belastungen
Die eigene Mediennutzung reflektieren
Radio hören, Kochen, auf dem Smartphone Tippen und nebenbei läuft eine Quizshow im TV – Mediennutzung sei schon immer eine Nebenbeitätigkeit gewesen. Kritisch wird es erst dann, findet Leonard Reinicke, wenn wir eigentlich Lust haben, in einer Tätigkeit zu versinken, wir uns aber von anderen Medien ablenken lassen, sodass wir die Konzentration verlieren.
Das Smartphone sei in vielen Alltagssituationen relevant, die Nutzung laufe routiniert ab. Dass wir auch in unserer Freizeit automatisch zum Gerät greifen, sei wie eine kleine schlechte Angewohnheit, die sich eingeschliffen habe. Mit ein wenig Selbstreflexion, gelinge es recht gut, Nutzungsmuster zu identifizieren und aktiv zu ändern – zum Beispiel Situationen, bei denen wir feststellen, dass das Handy mehr eine Belastung als eine Bereicherung ist.
"Wann stört mich mein eigenes Verhalten? Dann kann ich mir auch aktiv in diesen Situationen vornehmen, meine Gewohnheiten zu ändern."
Ein ungewollter Serienmarathon oder eine epische Tiktok-Session vor dem Einschlafen: Wenn wir ins Bett gehen wollen, können Medien den ohnehin nicht so einfachen Prozess des Einschlafens erschweren – vor allem dann, wenn wir die Mediennutzung mit ins Bett nehmen, sagt Leonard Reinecke. Auch hier helfe es, die Gewohnheit zu ändern und beispielsweise Zeitlimits für das Smartphone oder den Computer zu definieren.
* Maso bittet darum, dass wir die genderneutralen Neopronomen dey/deren benutzen. Falls euch die noch unbekannt sind, könnt ihr hier mal nachlesen.