Anschlag von Hanau"Initiative 19. Februar": Strukturelles Versagen der Behörden
Vor vier Jahren tötete ein deutscher Rechtsextremist neun Menschen in Hanau. Newroz Duman ist Sprecherin der "Initiative 19. Februar", die für eine Aufarbeitung des Anschlags kämpft. Sie fordert: "Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen."
Die neun Opfer des rechtsextremen Terroristen leben in der Erinnerung weiter, sagt Newroz Duman. Dies haben die Initiative und Angehörige der Opfer erreicht durch Gedenken an jedem 19. eines Monats, den Untersuchungsausschuss, eine Ausstellung und Bücher.
"Wir haben in den letzten vier Jahren auch sehr viel Solidarität erfahren, indem in der gesamten Republik Menschen an jedem 19. auf die Straßen gegangen sind und die Bilder und Namen der Opfer sichtbar gemacht haben."
Auf Versäumnisse der Behörden aufmerksam machen
Die Erinnerung ist für die Initiative und die Angehörigen wichtig, weil damit auch Veränderung gefordert wird. "Die Menschen sind von einem Rechtsterroristen ermordet worden, der bei den Behörden bekannt war, der nicht gestoppt wurde", sagt Newroz Duman.
Mit der Erinnerung versuche die Initiative, auch auf Versäumnisse und Fehler der hessischen Sicherheitsbehörden aufmerksam zu machen. "Angehörige haben selbst Beweise geliefert, damit es aufgearbeitet wird, damit Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen werden", so Newroz Duman.
Proteste müssen zu Konsequenzen führen
Es reiche nicht, an die Namen und Gesichter der Opfer zu erinnern. Es müsse auch an das strukturelle Versagen in der Tatnacht, davor und danach erinnert werden, fordert Newroz Duman.
Für die Tat wurde bislang keine politische Verantwortung übernommen. Damit will sich die Initiative 19. Februar nicht zufriedengeben. "Es muss politische Verantwortung übernommen werden dafür, dass der Täter nicht gestoppt wurde", sagt die Sprecherin der Initiative.
"Wir geben keine Ruhe"
"Wir wissen, dass der Notruf nicht erreichbar und unterbesetzt war, dass ein Notausgang verschlossen war. Es ist die Pflicht der Politik, daraus Konsequenzen zu ziehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu bringen", meint Newroz Duman.
Auch die ganze Gesellschaft müsse sich dafür verantwortlich fühlen, denn die Tat sei nicht in einem luftleerem Raum passiert. "Es ist wichtig, dass alle diese Verantwortung sehen und dafür kämpfen, dass Konsequenzen gezogen werden. Wir geben keine Ruhe."
Die aktuellen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus begrüßt Newroz Duman. Sie gibt aber auch zu denken: "Was bringen diese Proteste, wenn die Behörden wie in Hanau keine Konsequenzen ziehen? Diese Proteste müssen in der Politik dazu führen, dass gehandelt wird, und da sind wir noch nicht."