Anschlag in TorontoWenn Männer Frauen hassen
Anfang der Woche ist ein Mann in Toronto mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Langsam wird klarer: Er könnte ein INCEL sein. Der Soziologe Andreas Kemper erklärt diese Bewegung und die Game-Designerin Jennifer Scheurle erzählt von INCELs in der Spiele-Szene.
Ein Facebook-Post des mutmaßlichen Täters legt nahe, dass er ein Frauenhasser ist. Ermittlungen der kanadischen Polizei geben Hinweise darauf, dass er möglicherweise zu einer Community gehört, die sich INCELs abkürzt – also Involuntary Celibate, unfreiwillig zölibatär lebende Menschen. Das sind Misogynisten, die sich im Netz zusammenschließen.
Mehrere Ebenen des Frauenhasses
Andreas Kemper ist Soziologe und erklärt, dass Frauenhass zwar kein neues Thema ist, aber die Erscheinungsformen sind stets andere. Man könne drei Ebenen unterscheiden:
- individueller Frauenhass
- Diskriminierung von Frauen, bei der es auch um Privilegien geht
- Antifeminismus, das heißt quasi Anti-Antidiskriminierung
"Gruppierungen, wo ein Frauenhass zum Tragen kommt, sind auch meistens sehr weit rechts und rassistisch."
So seien Rassisten meist auch gegenüber Frauen oder Homosexuellen feindselig eingestellt, erklärt der Soziologe. Der Frauenhass sei so stark wie immer. Der Antifeminismus hat aber seiner Meinung nach mit den Erfolgen des Feminismus zugenommen.
"Die Antifeministen fühlen sich mit dem Rücken an die Wand gestellt und versuchen jetzt das Letzte noch zu retten.“
"Frauen, die keine Beziehung haben, setzten sich ja nicht ins Auto und fahren Menschen um, sondern Männer tun das. Das liegt schon in der Konzeption von Männlichkeit", so Kemper. Er ist Teil einer Männerbewegung, die mit dem Bild vom "soldatischen Mann" brechen will. Diese Bewegung habe schon viel verändert und die Männer weicher und flexibler gemacht, erklärt Kemper.
INCELs in der Gamer-Szene
Jennifer Scheurle lebt in Australien und arbeitet als Game-Designerin. Sie ist mit dem Thema INCELs vor Jahren in Berührung gekommen. Das sei in der Gamer-Welt ein Trend. Sie kennt diese Bewegung im Zusammenhang mit dem Gamergate. Dabei hatten vor allem Männer den Vorwurf erhoben, dass Frauen nur bessere Kritiken für ihre Spiele bekommen, wenn sie dafür mit Spiele-Journalisten schlafen.
"Foren in diesen INCEL-Gruppen enthalten Drohungen gegen Frauen im Sinne von Vergewaltigung oder Mord."
Scheurle erklärt, es müsse Gruppen geben, die sich mit jungen Männern beschäftigen und ihnen beibringen, wie man gute Beziehungen aufbaut. Denn die Drohungen der INCELs müsse man ernst nehmen.
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