Jenifer Girke über Anorexie"Ich konnte nichts mehr fühlen!"
Jenifer hat in einer Parallelwelt gelebt. Nach Außen alles top: Studium, Praktika, Nebenjob – alles kein Problem. Scheinbar. Denn in ihr regierte der Zwang.
Es ist ein bekanntes Phänomen: Anorexie beginnt im Kopf. Häufig mit der Vorstellung, besser sein zu müssen, als die anderen. Schwächen darf es nicht geben. Dabei wird oft jahrelang über die eigenen Bedürfnisse hinweggegangen. Zu wenig Schlaf, zu wenig Freunde, zu wenig Nahrung. Bis sich alles irgendwie abgemagert und leer anfühlt.
Anorexie - wenn dich der Zwang regiert
"Es war alles irgendwie tot", sagt Jenifer heute. Zumindest in ihr drin. Nach Außen hat sie lange versucht, ihr Leben aufrecht zu erhalten. Bis es nicht mehr ging. Die Gedanken regieren den Körper. Bis der zusammenbricht.
"Du siehst irgendwann keinen Wert mehr außer Leistung."
Ständig sind da diese Gedanken-Kämpfe. Sätze, die mit "ich muss" beginnen. Ich muss mehr Sport machen als die anderen. Ich muss besser sein. Ich muss weniger essen. "Ich weiß noch, was ich mit 16 Jahren im Spanien-Urlaub gegessen habe", erzählt Jenifer. Diese Erinnerung ist ein Anzeichen dafür, dass damals schon etwas ganz und gar nicht in Ordnung war.
"Anorexie beginnt im Kopf, nicht im Körper."
Ein großes Problem. Menschen wie Jenifer sind häufig lange Zeit sehr erfolgreich. Sie können sich einreden, auf dem richtigen Weg zu sein. Kritik oder Warnungen werden ignoriert oder als Neid abgetan. Stattdessen wird sich an kranken Vorbildern orientiert. Möhrchen und Magerquark und dabei GNTM gucken.
"Ich kenne Gedankengänge, die dich lähmen."
Jenifer landet schließlich in einer Klinik – in den Semesterferien natürlich. "Ich musste die ersten Wochen erstmal erkennen, dass ich in der Klinik richtig bin." Sie hat gelernt, dass die drei großen W entscheidend sind: Wohlfühl-Menschen, Wohlfühl-Aktivitäten und Wohlfühl-Orte.
"Ich habe eine Sehnsucht entwickelt nach dem, was man Leben nennt."
In Eine Stunde Talk erzählt Jenifer, wie sie mit ihrem inneren Zwang klargekommen ist. Wie sie es geschafft hat, wieder auf Kleinigkeiten zu achten. Und warum Pickel ausquetschen richtig therapeutisch sein kann.