Annika hat fürs Reisen ihr Leben umgekrempelt"Es hat mich nicht mehr erfüllt, mein normales Leben zu führen."
Acht Monate reiste Annika durch die Welt – und verzweifelte danach an ihrem Leben in Deutschland. Was ihr geholfen hat, aus diesem Loch wieder rauszukommen, erzählt sie im Podcast.
Mit Anfang 30 brauchte Annika einen Neustart. Ihre langjährige Beziehung zerbrach und dann wurde ihr auch noch auf der Arbeit gekündigt.
Statt den Kopf hängen zu lassen, ging Annika mit der Abfindung ihres IT-Jobs reisen, zum ersten Mal außerhalb Europas. Für acht Monate war sie in Nepal, Thailand, Kirgisistan und der südlichen Afrika-Region unterwegs und war begeistert.
Aber es war auch klar, dass die Münchnerin zurück nach Deutschland gehen und sich einen neuen Job suchen würde. Darauf freute sich Annika eigentlich auch. Doch als sie tatsächlich wieder zuhause war, ging es ihr sehr schlecht: "Ich saß in der S-Bahn vom Flughafen nach Hause und hab nur noch geheult", erzählt die 36-Jährige.
Monatelang ließ sie der Gedanke ans Reisen nicht mehr los. Auch wenn keine psychische Krankheit bei Annika diagnostiziert wurde, habe es sich angefühlt, wie eine "Post-Reise-Depression".
"Ich war auf einmal so verloren, weil ich nicht mehr wusste: Was macht mich denn jetzt glücklich?"
Manchmal sei das Loch so groß gewesen, dass sie mehrfach kurz davor war, einfach den Rucksack zu packen und ohne Ziel wegzufahren, erzählt Annika: "Ich stand in meiner Wohnung und habe mir überlegt, wie ich welche Sachen am schnellsten verkaufen kann."
Gleichzeitig wollte die 36-Jährige nicht von ihrem Konflikt weglaufen, ohne zu wissen was sie will und blieb auch ihrer Familie zuliebe in München.
"Es hat mich nicht mehr erfüllt, jeden Tag ins Büro zu gehen. Es hat mich nicht mehr erfüllt, mein normales Leben in München zu leben."
Erst als Annika zufällig auf die Stellenanzeige eines Aktivreiseunternehmens kam, bewarb sich zum Spaß, und wurde als Reiseleiterin genommen. Das holte sie aus dem Loch wieder heraus.
Dieser Job ist zwar viel unsicherer als ihr vorheriger, doch er erlaubt Annika, ein halbes Jahr zu arbeiten und die zweite Jahreshälfte selbstständig zu verreisen. Die Perspektive, sich im Leben weiterhin dauerhaft mit dem Reisen auseinanderzusetzen, hat Annika aus dem Loch wieder heraus geholfen.
"Zurück ins alte Leben geht immer."
Allen, die in einer ähnlichen langfristigen Reise-Rückkehr-Verzweiflung stecken, rät Annika, mutig zu sein, und ein anderes Leben auszuprobieren. "Wenn man die Chance hat, glücklich zu sein, dann sollte man sie auch nutzen", betont sie. "Weil zurück ins alte Leben geht immer."