Annegret Kramp-Karrenbauer neue GeneralsekretärinMerkels Kronprinzessin
Heute Generalsekretärin und morgen ganz nach oben? Die Entscheidung, wer Peter Tauber als Generalsekretär nachfolgt, ist gefallen. Für Annegret Kramp-Karrenbauer dürfte dieser Posten aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg an die Spitze der CDU sein, sagt die Politikredakteurin Ulrike Winkelmann.
Annegret Kramp-Karrenbauer soll neue CDU-Generalsekretärin werden. Es hat sich abgezeichnet, dass die Politikerin in der Gunst der Kanzlerin steht, sagt Ulrike Winkelmann aus der Politikredaktion des Deutschlandfunks. Weil sie als eine der wenigen Kandidatinnen für die Nachfolge von Angela Merkel gilt.
Schon jetzt ist klar: Die Riege derer, die für diesen Job infrage kommen, ist klein. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird nachgesagt, sie habe kein Fußvolk. Jens Spahn liegt nicht auf Angela Merkels politischer Linie und Thomas de Maizière gilt als politisch abgehalftert. Und auf einmal bleibt nur die Ministerpräsidentin des Saarlands übrig, die in dem kleinen Bundesland einen guten Job gemacht haben soll, erklärt Ulrike Winkelmann. Immerhin hat sie die letzten Landtagswahlen deutlich gewonnen.
"Ihr Humor könnte ein Plus sein, das Annegret Kramp-Karrenbauer mitbringt. Wenn es ihr gelingt, das auch auf Bundesebene einzubringen."
Was Annegret Kramp-Karrenbauer auszeichnet: Ihre Ähnlichkeit mit Angela Merkel. Sie gilt als bodenständig, direkt und verfolgt eine Linie der Mitte, die vor allem von Vernunft getrieben wird. Alles Eigenschaften, die auch Angela Merkel auszeichnen. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen den beiden Politikerinnen: Annegret Kramp-Karrenbauer verfügt über Ironie, was in vielen ihrer Stellungnahmen durchscheint. Sie stellt gerne ihren Humor zur Schau und ist begeisterte Karnevalistin.
"Dass eine Ministerpräsidentin zur Generalsekretärin gemacht wird, ist neu."
Es spricht einiges dafür, dass Merkel mit dieser Entscheidung gezeigt hat, wer ihre Kronprinzessin sein soll, sagt Ulrike Winkelmann. Denn es ist schon etwas überraschend, dass Merkel Annegret Kramp-Karrenbauer zur Generalsekretärin macht. Schon seit einiger Zeit galt die saarländische Politikerin als potenzielles Mitglied des neuen Kabinetts. Für den Posten der Generalsekretärin wurde sie dagegen nicht gehandelt. Was sich aber schon abgezeichnet hat: Angela Merkel sieht in Annegret Kramp-Karrenbauer eine mögliche Nachfolgerin.
"Man darf unterstellen, dass Merkel in Annegret Kramp-Karrenbauer jemanden sieht, der sie die Partei in die Hände legen kann."
Bis es so weit ist, muss Annegret Kramp-Karrenbauer aber erst mal ihren neuen Job meistern. Ganz klassisch gehört zu den Aufgaben einer Generalsekretärin vor allem die Rolle des sogenannten Wadenbeißers, erklärt Ulrike Winkelmann. Also jemand, der schärfer formuliert und größere Angriffslust an den Tag legt, als die Parteichefin oder die Regierungschefin. Ein Berufsprofil, das sich in den langen Jahren der Großen Koalition ein bisschen aufgelöst hat – ganz einfach, weil der Hauptgegner mit der SPD weggefallen ist.
Die Folge: Als Generalsekretär ist jetzt eher der Managertyp gefragt, sagt Ulrike Winkelmann. Die neuen Herausforderungen: den Wahlkampf im Griff behalten, innerhalb der Partei kommunizieren, zwischen den verschiedenen Flügeln der Partei vermitteln, gute Stimmung auf Regionalkonferenzen verbreiten und vor allem total loyal zum Kurs der Kanzlerin stehen. All das sollte Annegret Kramp-Karrenbauer hinbekommen, sagt Ulrike Winkelmann.
Trotzdem kam die Wahl Annegret Kramp-Karrenbauers auch für viele in der CDU überraschend. Und sie sie ist ein Zeichen. So dürfte für Julia Klöckner jetzt klar sein: Sie hat die Gunst Angela Merkels ein wenig verloren – auch weil sie in der Flüchtlingspolitik eine andere Linie als die Chefin vertreten hat und jetzt zusehen muss, wie Annegret Kramp-Karrenbauer an ihr vorbeizieht. Bemerkenswert ist auch, dass der Wirtschaftsflügel der CDU Merkels Personalentscheidung gut heißt. Der Grund: Wie die Kanzlerin steht auch Annegret Kramp-Karrenbauer für einen SPD-nahen Kurs, der mehr auf Sozialpolitik setzt, als das vielen in der CDU lieb ist.