AmputationJustina lässt sich ihren Spaß nicht nehmen
Mit 19 steckt sich Justina mit Meningokokken an. Das sind Bakterien, die per Tröpfcheninfektion übertragen werden und eine starke Immunreaktion auslösen können. Innerhalb weniger Stunden kann es für Betroffene lebensbedrohlich werden – bis hin zur Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung.
Justina bekommt eine Sepsis, also eine Blutvergiftung. Sie muss ins Krankenhaus und nachdem mehrere ihrer Organe versagen, fällt sie ins Koma. Als sie nach ein paar Tagen wieder aufwacht, ist klar: In ihren Fingerspitzen und in beiden Unterschenkeln hat die Durchblutung aufgehört, sie müssen amputiert werden. Nach drei Monaten wird Justina im Rollstuhl aus dem Krankenhaus entlassen. Zuhause sieht sie sich zum ersten Mal wieder in einem großen Spiegel – ohne Beine und Finger.
"Und das war natürlich dann so: Wow, sind das grad meine Finger, die da so komisch aussehen? Sind das meine Beine, die nicht mehr vorhanden sind, oder nur noch halb da sind?"
Justina gibt nicht auf
Justina bekommt Prothesen, lernt wieder laufen und kämpft sich ins Leben zurück: Sie reist alleine nach Australien, fängt an Psychologie zu studieren und zieht von Zuhause aus. Trotzdem fällt es Justina total schwer, sich damit abzufinden, dass sie jetzt behindert ist.
"Für mich war es auch persönlich total schwer zu sagen: "Ich bin behindert." Einfach, weil das so negativ behaftet ist. "Ich hab Prothesen", das ist immer leichter zu sagen als: "Ich bin behindert"."
Lernen für sich einzustehen
Mittlerweile hat Justina ihre Bachelorarbeit in Psychologie abgegeben und sie hat gelernt, dass sie ihre Bedürfnisse laut äußern muss. Wenn sie zum Beispiel auf Konzerte geht, dann hat sie einen kleinen Klappstuhl dabei, weil das lange Stehen mit den Prothesen schmerzhaft ist. Bei einem Hiphop-Konzert in Köln haben die Türsteher*innen ihr den Stuhl einmal abgenommen – wegen Brandschutzregelung. Wäre sie mit Rollstuhl da gewesen, wäre das aber kein Problem, sagt Justina. Das Konzert musste sie damals nach 20 Minuten wieder verlassen, weil das Stehen für sie viel zu anstrengend war. Seitdem sagt sie in solchen Momenten: "Wenn Du irgendwann Prothesen hättest, dann würdest Du das auch wollen!"
Die ganze Geschichte hört ihr hier.