Mit 19 Bürgermeister sein"Das Entscheidende ist die Überzeugung"
Kristan war gerade einmal 19 Jahre alt, als er vor einem Jahr zum Bürgermeister gewählt wurde. Im Gespräch erzählt er uns von sich und seiner Rolle in einem politischen Amt.
Kristan von Waldenfels ist 2020 zum Bürgermeister im bayerischen Lichtenberg (etwa 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner) gewählt worden. Für viele kam das überraschend. Kristan selbst ist auf dem Boden geblieben. "Wenn ich mich mit Freunden treffe, dann bin ich natürlich einfach nur der Kristan." Warum Kristan unbedingt Bürgermeister werden wollte? Das war eine Herzensangelegenheit, sagt er.
"Es macht mir unglaublich Spaß, mich mit anderen Menschen dafür einzusetzen, was mir am Herzen liegt – meine Heimat."
Vom Klassenzimmer ins Amt
Bereits in seiner Schulzeit hatte sich Kristan als Schüler- und Klassensprecher politisch engagiert. So war das Bürgermeisteramt nur der nächste logische Schritt. Laut Kristan haben ihm viele Menschen jenes Amt aufgrund seines jungen Alters zunächst nicht zugetraut.
Um Vertrauen zu den Bewohnern und Bewohnerinnen von Lichtenberg aufzubauen, ist Kristan dann proaktiv von Haus zu Haus gezogen und hat sich vorgestellt. "Ich habe mich so gezeigt wie ich bin", sagt er rückblickend.
Denn: Kristan glaubt, dass es unabhängig vom Alter bei der Wahl in ein politisches Amt viel stärker um Leidenschaft und die Fähigkeit, Menschen für eine bestimmte Sache zu begeistern, gehen sollte.
Dabei weiß Kristan, dass viele Menschen sein junges Alter auch positiv aufgenommen haben. "Das Aufbruchsversprechen, dass das junge Alter mit sich bringt – das war das Motto, mit dem wir in die Wahl gegangen sind: 'Aufbruch für Lichtenberg'." Dabei ginge es eben nicht nur um Ideen, sondern auch darum, diese mit Wissen und Kompetenz zu untermauern.
"So wie jeder, der – in welchem Alter auch immer – in das Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin kommt, sich einarbeiten muss, muss das eben auch ein 19-Jähriger tun."
Neben seinem ehrenamtlichen Bürgermeisterjob studiert Kristan übrigens VWL. Er habe sich schon immer für die Vorgänge in der Wirtschaft interessiert – gerade jetzt: "In der Corona-Lage muss man unbedingt Bescheid wissen, um Entscheidungen zu treffen."
Eine zeitliche Herausforderung ist das Pendeln zwischen Uni und Rathaus für Kristan allerdings schon. "Man muss Einsatz mitbringen und bereit sein, an den Wochenenden oder in den Abendstunden noch Zeit zu investieren." Da sein Studium gerade während der Pandemie online sehr flexibel abläuft, gelingt der Spagat.
Auf die Überzeugung kommt es an
Für andere junge Menschen, die einen ähnlichen Weg wie Kristan anstreben, hat der Bürgermeister einen Tipp: Er glaubt fest daran, dass es in erster Linie Überzeugung, Ideen und Ambitionen braucht.
"Das Alter wird oft als eine höhere Rolle gesehen, als die, die es eigentlich spielt."
Dass Kristan in 50 Jahren noch immer im Amt ist, schließt er nicht aus. Das tolle an der Kommunalpolitik sei die Nähe zu den Menschen und dass man eine Stadt oder Gemeinde über einen langen Zeitraum mitgestalten und verändern könne.