TierschutzAlte Tiere: Weise und wichtig für den Arterhalt

Im Tierreich sind ältere Tiere auch wichtig, um das Überleben nachfolgender Generationen zu sichern. Sie sammeln Wissen an, das fehlt, wenn ältere Tiere beispielsweise von Trophäenjägern getötet werden.

Forschende aus unterschiedlichen Ländern und verschiedenen Forschungsrichtungen haben sich vernetzt, um die Bedeutung von älteren Tieren in einer international angelegten Studie zu erforschen. Überwiegend arbeiten die Forschenden an der Charles Darwin University in Australien, andere kommen von Unis in den USA, Kenia und Großbritannien.

Trifft auf viele verschiedene Arten zu

Gemeinsam haben sie Tausende von Studien ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass bisher unterschätzt wurde, wie wichtig ältere Tiere für ihre Artgenossen sind. Das trifft unter anderem auf Tierarten wie Fische, Reptilien, Elefanten und Vögel zu – und gilt ebenso auch für Menschen.

"Eine These ist: Großmütter zu haben, ist evolutionär von Vorteil. Denn: ältere nicht mehr fruchtbare Frauen, helfen ihren jüngeren Nachkommen und geben Wissen weiter."
Aglaia Dane, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin über den Großmutter-Effekt

Die Vorteile, die durch ältere Artgenossen für andere Tiere entstehen, zeigen sich auf verschiedenste Weise. Kaltblütige Tiere, wie zum Beispiel Fische, wachsen oft ein Leben lang.

  • Durch ihre Größe haben ältere Tiere oft einen Vorteil bei der Nahrungssuche und können ihren Nachwuchs besser versorgen und auch schützen.
  • Bei einigen Fischen und Meeresschildkröten bekommen Weibchen je älter sie werden, immer mehr Nachkommen.
  • Bei Vögeln haben Küken älterer Eltern oft bessere Überlebenschancen, weil diese ihnen meist mehr Nahrung und bessere Lebensbedingungen bieten können.
  • Außerdem gibt es bei manchen Tierarten, ähnlich wie bei Menschen, einen "Großmutter-Effekt", nicht mehr zeugungsfähige ältere weibliche Individuen unterstützen die Jüngeren.

Beispiele für den "Großmutter-Effekt" findet man, wenn man Elefanten und Schwertwale beobachtet: Älteren Weibchen, die keine eigenen Kinder mehr bekommen können, sozusagen die Großmütter, nutzen ihre Erfahrung, um die Gruppe anzuführen oder um Futter zu besorgen.

Aber auch ältere männliche Individuen können wichtige soziale Funktionen übernehmen, zum Beispiel indem sie schlichten, wenn jüngere Artgenossen sich bekämpfen.

Bei Zugvögel geben auch die älteren Individuen an, welche Route ein Schwarm nimmt.

Forschende: Neue Ansätze für den Artenschutz

Ältere Tiere sind mitunter durch den Menschen stärker gefährdet. Sie können langsamer sein oder sind aufgrund ihrer Größe interessanter als Tiertrophäen. Auch durch Überfischung können ältere Tiere getötet werden, das kann sich negativ auswirken, weil dann Wissen über günstige Laichgebiete verloren gehen kann.

"Ältere Elefanten zum Beispiel oder große Krokodile werden gezielt gejagt – als Trophäen. Auch große Fische sind beliebt beim Fischfang."
Aglaia Dane über eine Studie zur Bedeutung von älteren Tieren für ihre Artgenossen

Aus den Ergebnissen dieser Studie haben die Forschenden Empfehlungen zum besseren Schutz von älteren Tieren formuliert: Sie fordern beim Artenschutz weltweit einen neuen Ansatz zu verfolgen: "Longevity Conservation" – also eine "Langlebigkeits-Erhaltung". Das bedeutet, dass es Maßnahmen geben sollte, die gezielt dafür sorgen, ältere Tiere zu schützen – beziehungsweise Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Tiere alt werden können – zum Beispiel beim Fischerei-Management.

Ein Fazit der Forschenden ist, dass der Schutz der älteren Individuen enorm wichtig sei, um Arten und Ökosysteme zu erhalten.