RecyclingMit alten Sneakern lässt sich nicht viel anfangen
Es gibt kaum einen Schuhschrank, in dem sie fehlen: Sneaker. Aber wenn sie ausgelatscht oder kaputt sind, ist die große Frage: Wohin mit ihnen? Auch wenn Altkleidercontainer und Rückgabestellen etwas anderes suggerieren: So richtig gebrauchen kann sie niemand.
Es gibt Sneaker in unzähligen Varianten, Farben und immer wieder neu. Kein Wunder, dass auch Kunden*innen sich immer wieder neue kaufen. Doch was ist mit den alten? In den Müll schmeißen fühlt sich für viele falsch an. Dann lieber in den Altkleidercontainer oder in eine Rückgabestelle, wie sie viele Schuhhersteller jetzt anbieten.
Niemand weiß, was mit den Sneakern passiert
Das fühlt sich für uns zwar besser an, doch eigentlich weiß niemand so wirklich, was danach mit den Schuhen passiert. Ein Rechercheteam von NDR und der Zeit geht dieser Frage jetzt in dem Experiment "Sneakerjagd" auf den Grund.
Elf Prominente haben zu diesem Zweck alte Sneaker von sich gespendet. Die wurden mit einem Mikrochip ausgestattet und an verschiedene Stellen abgegeben: Altkleidercontainer, Take-me-back-Programme von Fast-Fashion-Kaufhäusern oder direkt im Modegeschäft Also Orte, bei denen wir denken, wir machen mit den ausrangierten Schuhen alles richtig.
Schuh-Recycling lohnt sich nicht
In den nächsten fünf Monaten werden die Sneaker verfolgt, um herauszufinden, was tatsächlich damit passiert. Denn klar ist: Recycling lohnt sich bei diesen Schuhen im Grunde überhaupt nicht. Das sagt Kai Nebel. Er ist Textilingenieur und leitet den Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Recycling an der Hochschule Reutlingen.
"Schuhe bestehen aus bis zu vierzig verschiedenen Materialien. Da ist nicht viel zu recyceln. Damit kann auch niemand groß was anfangen."
Das Problem ist, dass Schuhe aus zu vielen unterschiedlichen Materialien bestehen, um sie einfach trennen zu können. Das ist das gleiche Problem wie etwa mit Plastikverpackungen, erklärt unsere Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Verena von Keitz.
Technisch ist es möglich, die Materialien zu trennen und auch in Deutschland gab es bereits den Versuch, Schuh-Recyclinganlagen zu bauen und zu betreiben, aber am Ende lohnt es sich nicht.
"Im Endeffekt werden die Schuhe geschreddert. Dann wird versucht, das Material irgendwie zu trennen. Dabei kommen Lederreste, Plastikreste ganz unterschiedlicher Zusammensetzung und Metallteile raus. Aber die braucht keiner."
Denn das Material, das dabei herauskommt, lässt sich nicht wirklich für etwas anderes verwenden. Für den Experten ist auch fraglich, ob es für die Ökobilanz überhaupt Sinn machen würde, denn die Schuhe müssten auch erst transportiert, sortiert und geschreddert werden.
Weniger produzieren statt recyceln
Kai Nebel meint deshalb auch: Bevor wir uns immer mehr Gedanken über Recycling machen, wäre es viel sinnvoller, generell weniger zu produzieren, um das sich später gekümmert werden muss. Denn auch Altkleidercontainer sind – außer für unser Gewissen – nicht wirklich eine Lösung.
"Schuhe aus dem Altkleider-Container wandern oft auf den afrikanischen Kontinent oder nach Russland, deren Märkte sowieso schon mit unseren ausrangierten Klamotten und Schuhen überflutet sind."
Denn meistens wandern die Sachen in afrikanische Länder oder nach Russland. Aber Sneaker haben oft eine schlechte Qualität und halten nicht lange. Das heißt, auch dort kann sie niemand gebrauchen und sie werden dann vor Ort weggeschmissen.
Gefahr von Umweltverschmutzung noch höher
In einigen dieser Länder ist die Gefahr aber sehr viel größer, dass die Schuhe dann in der Umwelt landen, weil es keine geregelte Müllentsorgung gibt, erklärt unsere Reporterin. Viele der Sneaker landen dann im Meer und produzieren noch mehr Plastikmüll.
"Besser ist, die Schuhe zum Beispiel in Second-Hand-Kaufhäuser zu bringen, wo du weißt, die Sachen werden direkt vor Ort verkauft. Oder wenn sie noch in einem guten Zustand sind, in Online-Second-Hand-Plattformen einzustellen."
Wer seine alten Sneaker loswerden möchte, sollte sie deshalb lieber zu lokalen Second-Hand-Läden bringen oder sie verkaufen. Wenn sie aber tatsächlich kaputt sind, dann gehören sie laut unserem Experten Kai Nebel am besten in den Müll – auch wenn das vielleicht befremdlich klingt.