AlleinerziehendSarah ist überfordert vom Wunschkind
Sarah wünscht sich schon länger ein Kind, ein Jahr lang versucht sie ihrem Freund schwanger zu werden. Es klappt nicht und die beiden trennen sich. Dann trifft Sarah einen alten Bekannten wieder, mit dem schon öfter was lief und die Verhütung funktioniert nicht.
Sarah steht plötzlich da, mit einem positiven Test in der Hand und ist verwirrt. Mit dem Vater des Kindes verbindet sie maximal eine Freundschaft Plus. Als sie ihm von der Schwangerschaft erzählt, reagiert er ablehnend. Sarah erinnert sich, dass er ihr rät abzutreiben. Wenn sie das Kind bekomme, müsse sie allein klarkommen, soll er laut Sarah gesagt haben.
"Nachdem er gegangen war, hatte ich meine erste Panikattacke in meinem Leben. Zum ersten Mal hatte ich wirklich Atemnot und Panik, Angst."
Sarah will das Kind trotzdem
Sarah entscheidet sich für das Kind und im Laufe der Schwangerschaft arrangiert sie sich damit, dass sie alleine klarkommen muss. Sie hat grad ihr Studium beendet und ist auf Jobsuche, dann geht die Coronapandemie los.
"Corona und Schwangerschaft und einen Job finden – das funktioniert für mich einfach nicht. Und dann habe ich da auch meinen Frieden damit geschlossen, dass ich jetzt auch erstmal beim Jobcenter sein werde und nach der Elternzeit einen Job finden werde."
Sarah genießt die Schwangerschaft
Sarah bereitet sich in Ruhe auf die Geburt vor. Sie ist im Einklang mit sich und der Welt. Doch das ändert sich mit der Geburt. Sarah will eigentlich im Geburtshaus entbinden, ohne große medizinische Eingriffe, doch der Hebamme wird das irgendwann zu heikel und sie bringt Sarah ins Krankenhaus. Es dauert 39 Stunden von den ersten Wehen bis zur Geburt. Als Sarah Tochter endlich da ist, ist Sarah nur noch erschöpft. Ein paar Tage später, als die Milch einschießt, bekommt Sarah extreme Stimmungsschwankungen.
In der ersten Woche nach der Geburt ist Sarahs Mutter da, um ihr zu helfen. Dann hat Sarah noch eine Woche Hilfe von einer Freundin. Danach ist sie die meiste Zeit allein und überfordert mit allem: ihre Tochter schläft wenig, Sarah muss viel stillen, wickeln, irgendwie noch einkaufen und aufräumen. Dabei hat sich ihr Körper noch gar nicht von der Geburt erholt. Sie beantragt eine Haushaltshilfe, doch der Antrag wird von der Krankenkasse abgelehnt.
"Die Begründung war, dass ich nicht medizinisch beeinträchtigt bin und mich um mein Kind, um alles, selbst kümmern kann. Dass keine Notwendigkeit besteht für eine Haushaltshilfe."
Sarah fragt sich, ob sie ihre Tochter liebt
Sarah will alles allein hinkriegen, aber sie schlittert immer wieder in Situationen, die sie komplett überfordern. Ihre Tochter lässt sich kaum ablegen, schläft nachts nur an der Brust oder wenn Sarah sie rumträgt. Sarah kommt dann manchmal in ein komplettes Gefühlschaos. Sie fragt sich, womit sie es verdient hat, nicht mehr schlafen zu können. Sie macht ihre Tochter dafür verantwortlich, wird wütend, fragt sich, ob sie ihr Kind überhaupt liebt.
"Da musste ich dann auch weinen und hatte ein sehr schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter und war sehr verzweifelt und habe mich gefragt, was nicht mit mir stimmt."
Sie sucht sich Hilfe bei einer Familienberaterin. Die spricht mit Sarah darüber, was es bedeutet alleinerziehend zu sein. Nämlich dass Sarah ganz allein die Verantwortung für ihre Tochter trägt – immer.
"Weil ich immer noch so gehofft habe, dass mir irgend jemand hilft. Darauf gewartet habe, dass irgend jemand die Verantwortung übernimmt."
Danach wird es für Sarah etwas leichter, sie findet einen Job und ihre Tochter kommt auch in die Kita. Doch der Alltag bleibt anstrengend und als Sarahs Tochter zwei Jahre alt und in der Trotzphase ist, fühlt Sarah sich leer und kraftlos. In einem Gespräch bei der Familienberatung wird ihr dann eine Depression diagnostiziert, die sehr wahrscheinlich schon postpartal – also nach der Geburt – begonnen hat.
Mit einem Mal versteht Sarah sich selbst besser und ihr wird klar, warum sie so lange Schwierigkeiten hatte, ihre Tochter aus vollem Herzen zu lieben.
Die ganze Geschichte hört ihr hier oder im Podcast.