Drogen und AlterAlkohol erst ab 18? Eine Verbotsidee im Reality-Check

Im europäischen Vergleich sind die Regeln zum Alkoholkonsum in Deutschland relativ weich. Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, will Alkohol grundsätzlich nur Volljährigen zugänglich machen. Ein Blick auf die Idee.

Die in Deutschland geltenden Regeln sind im Jugendschutzgesetz klar benannt:

  • Jugendliche ab 16 Jahren dürfen Bier, Wein oder Sekt kaufen und auch in der Öffentlichkeit trinken – Ausnahme: Sie sind erkennbar betrunken.
  • Jugendliche unter 16 Jahren dürfen diese Getränke in der Öffentlichkeit nur in Begleitung einer sorgeberechtigten Person konsumieren.
  • Spirituosen, also hochprozentiger Alkohol, ist Jugendlichen ab 16 Jahren verboten. Likör, Vodka oder Rum zum Beispiel dürfen 16-Jährige also weder kaufen noch konsumieren.
  • Mit 18 Jahren fallen diese Beschränkungen weg.

Erste Erfahrung mit Alkohol oft schon vor 16

Viele Kinder und Jugendliche machen ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol hierzulande in der Regel schon vor dem 16 Lebensjahr, sagt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS).

"Das Durchschnittsalter, wann die Leute das erste Mal Alkohol trinken, ist laut DHS bei 13,6 Jahren."

Über 90 Prozent der 16- bis 17-Jährigen und rund zwei Drittel der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen geben an, schon einmal Alkohol getrunken zu haben. Der erste Alkoholkonsum findet in dieser Altersgruppe im Durchschnitt mit 13,6 Jahren statt (Stand der Datenerhebung: 2015).

Verbotsidee des Suchtbeauftragten

Burkhard Blienert (SPD), der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, hat nun gefordert, das Alter für den Konsum von Alkohol auf 18 heraufzusetzen. Armin Koeppe von der Suchpräventionsstiftung Ginko hält das für eine gute Idee.

"Das Gehirn entwickelt sich bis zum 25., 26. Lebensjahr. 18 ist nun mal bei uns in Deutschland das Alter fürs Erwachsenwerden. Schon mal ein guter Versuch."
Armin Koeppe, Ginko, Stiftung für Prävention

Die DHS teilt diese Ansicht ebenfalls – genau wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO): Sie kritisiert, dass es Länder gibt, in denen man Alkohol unter 18 kaufen darf.

Problem: Alkohol ist omnipräsent und normalisiert

Schwierig umzusetzen wäre ein solches Verbot deswegen, weil Alkohol gesellschaftlich völlig normalisiert und überall zu sehen ist, sagt Jan Dahlmann. Etwa beim Fußball, in Filmen und Serien, in der Musik – und auch in der Politik. Beispiel: Oktoberfest oder Politischer Aschermittwoch.

"Wir alle kennen die Bilder, wie Politiker*innen ein Fass anstechen. Alkohol hat einfach generell eine sehr große Lobby – und da müsste man ansetzen."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Allerdings hat sich hier in den vergangenen Jahren durchaus spürbar etwas verändert: Deutlich weniger 12- bis 17-Jährige trinken wöchentlich Alkohol als früher. Die letzten Zahlen vom Gesundheitsministerium sind von 2021 – zu diesem Zeitpunkt waren es 6,6 Prozent. Vor 20 Jahren waren es hingegen noch mehr als dreimal so viele.

Anteil Jugendlicher zwischen 12 und 17 Jahren, die mindestens einmal pro Woche Alkohol konsumiert haben, in den Jahren 1997 bis 2021