Airbnb-AngebotStadtführungen heißen jetzt Experiences
Stadtführung mit individuellem Touch oder echtes Erlebnis? Die Airbnb-Entdeckungen sollen ein bisschen persönlicher, ein bisschen origineller und ein bisschen mehr local sein.
Seit diesem Jahr bietet der Anbieter auch in Deutschland ein Unterhaltungsprogramm an - die Airbnb-Experiences bzw. Airbnb-Entdeckungen, die Kunden direkt online mitbuchen können. Die Grundidee: Locals zeigen den Airbnb-Touristen die Stadt und können sich mit ihrem Talent, Wissen oder Hobby etwas dazu verdienen.
Näh-Workshop fürs Berghain-Outfit
Etwa 500 dieser Entdeckungen gibt es bereits in Deutschland. Etwa die Hälfte davon in Berlin. Die Bandbreite geht vom Näh-Workshop fürs Berghain-Outfit, über Kochevents bis zu allen möglichen spezialisierten Touren mit Titeln wie "Poor, but Sexy." Unser Reporter Dominik Schottner hat sich zum Ausprobieren für eine Tour zur Sexgeschichte der Stadt entschieden. Sein Tourguide ist Jeff, 29 Jahre alt, Soziologe mit dem Schwerpunkt Gender und Queer Studies.
Für Jeff ist die Tour eine weitere Einnahmequelle neben seinem Job als Autor. 24 Euro kostet seine dreistündige Tour pro Person. 20 Prozent behält Airbnb ein. Dafür können die Entdeckungsanbieter auf die Plattform und Reichweite von Airbnb zugreifen.
Kunde macht den Qualitätscheck
Die Tour von Jeff passiert die Stationen der wilden 20er Jahre ebenso wie das Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle. Seine internationalen Gästen haben sich von den guten Bewertungen überzeugen lassen. Nicht einmal der kanadische Sexualwissenschaftler, der mitläuft, bringt ihn in Verlegenheit.
Superstrenge Qualitätschecks, wer so eine Tour überhaupt anmelden darf, gibt es jedoch nicht, so Julian Trautwein, Pressesprecher Airbnb Deutschland. Mitmachen kann im Prinzip jeder, der sich genügend Gedanken macht und bereit ist, sich den Bewertungen der User zu stellen. Denn die entscheiden am Ende, wie attraktiv das Angebot wirkt.
"Grundsätzlich ist dieses Bewerbungs- oder Einreichungsverfahren schon so komplex und umfangreich, dass jemand, der das nur zum Spaß schnell nebenbei machen möchte, nicht den Bewerbungsprozess zu Ende bringen wird."
Um seine Bewertungen muss sich Jeff keine Sorgen machen, glatte fünf Sterne hat er. Wirklich reich wird er mit seinen Touren bisher jedoch nicht. Zwei Touren wöchentlich macht er mit 5 bis 7 Teilnehmern. Das sind etwa 1100 Euro pro Monat brutto. Dafür hat er sich akribisch vorbereitet und die Tour getestet.
Seitdem internationalen Start der Experiences ist die Zahl stark gewachsen: 2016 waren es 500 in 12 Städten weltweit, heute sind es mehr als 15.000 an 800 Orten. Für alle, die sich dafür interessieren, lautet der Tipp von Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik-Schottner: Skeptisch bleiben & die Bewertungen genau lesen. Denn mit steigender Zahl der Entdeckungen könnte auch das Angebot verwässern.