DiskriminierungAfro-Haare: Einfach mal anfassen, geht gar nicht
Mit ihrem Kurzfilm "Strong Hair" will Kokutekeleza Musebeni dafür sensibilisieren, wie Menschen mit Afro-Haaren diskriminiert werden und welchen Problemen sie sonst noch im Alltag begegnen, wenn sie beispielsweise Pflegeprodukte für ihre Haare benötigen.
Die Filmemacherin Kokutekeleza Musebeni kann sich daran erinnern, dass sie im Kindergarten und in der Schule wegen ihres krausen Afrohaares diskriminiert wurde. An manchen Tagen war es für sie so schlimm, dass sie heulend nach Hause gelaufen ist, sagt sie. "Mami, wieso habe ich keine glatten Haare", hat Kokutekeleza Musebeni ihre Mutter damals oft gefragt.
Um ihre Haare glatt zu bekommen, hat sie viele Jahre lang Relaxer verwendet. Ein Mittel, das sie als "giftige Paste, die viele schwarze Menschen benutzen", beschreibt.
"Ganz viele schwarze Menschen wissen nicht, dass diese Paste, dieser Relaxer so giftig ist."
Wie Kokutekeleza Musebeni geht es vielen Menschen mit krausen Haaren: Sie nutzen viele Mittel – oft in Kombination mit einem Glätteisen, mit dem Ergebnis, dass ihre Haare steif werden und ihren natürlichen Glanz verlieren.
Irgendwann hat die Journalistin und Filmemacherin hinterfragt, wieso sie sich die Haare überhaupt glättet. Im Netz ist sie dann auf eine Community von schwarzen Menschen gestoßen, die sich dafür einsetzen, dass Afro-Haare, die nicht geglättet, sondern natürlich und offen getragen werden, in der Öffentlichkeit als schön wahrgenommen werden.
"Irgendwann habe ich dann festgestellt, hey, wieso mache ich das eigentlich? Wieso glätte ich mir immer meine Haare, wieso gebe ich mir diesen ganzen Stress?"
Kokutekeleza Musebeni berichtet, dass sie irgendwann zu dem Schluss kam, dass ihre Haare, so wie sie sind, ja wirklich schön sind. Diese Erkenntnis möchte sie teilen. Das führte unter anderem zu dem Kurzfilm "Strong Hair".
"Ich dachte mir, es ist schön einen Film zu machen über ein junges Mädchen, die diese "Haar-Reise" – wie ich und viele andere Frauen – hinter sich gebracht hat. Eine Frau die sagt, hey, ich habe meine Haare früher auch geglättet, aber jetzt mache ich es nicht mehr, weil ich meine Afro-Haare schön finde."
Andere schwarze Menschen empowern
Die Filmemacherin sagt, dass sie die Geschichte einer jungen Frau erzählen wollte, die wie sie und viele andere Frauen eine lange "Haar-Reise" hinter sich gebracht hat. Sie sagt, dass sie einen Film machen wollte, um schwarze Menschen zu "empowern" und ihnen zu zeigen, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine dastehen.
"Den Film habe ich gemacht, weil ich einfach merke, dass das Thema nicht sichtbar genug ist und dass das nicht so viel diskutiert wird in Deutschland."
Filmemacherin Kokutekeleza Musebeni wollte ebenfalls Probleme des Alltagsrassismus ansprechen, die Menschen mit Afro-Haaren immer wieder mal erleben. Ein Beispiel ist, dass Weiße schwarzen Menschen ungefragt in die Haare fassen und die Haarstruktur dann mit der von Schafen oder anderen Tieren vergleichen.
Für Neugierde sei sie offen, sagt Kokutekeleza Musebeni, aber einfach Anfassen gehe nicht.
Film Hair Love
Über den animierten Kurzfilm "Hair Love" von Matthew A. Cherry, der in seiner Kategorie einen Oscar bei den 92. Academy Awards gewonnen hat, hat sich Kokutekeleza Musebeni sehr gefreut. Dieser Film verfolgt die gleiche Intention wie sie selbst: Auf Probleme aufmerksam zu machen, die Menschen mit Afro-Haaren im Alltag erleben.
"Also zuerst einmal hat mich der Film 'Hair Love' mich sehr gerührt, ich war an diesem Tag so glücklich, weil ich mir gedacht habe, ja, genauso muss es sein."