LaufvögelDas wilde Leben der Strauße
Strauße sind die größten Vögel der Welt – trotzdem haben sie viele Fressfeinde, gerade die Jungen. Um ihren Nachwuchs zu schützen, haben Strauße daher besondere Strategien entwickelt. Unser Deutschlandfunk-Nova-Biologe Mario Ludwig weiß dazu mehr.
Afrikanische Strauße haben ihre ganz eigene Art entwickelt, um Fortpflanzung und Nachkommen zu schützen. Und die ist wichtig, denn nur rund 10 Prozent aller gelegten Straußeneier werden erfolgreich ausgebrütet. Von diesen Straußenküken überleben wiederum circa 15 Prozent, sagt Mario Ludwig.
Ein Harem für die Fortpflanzung
Einen großen Teil des Jahres leben Strauße in lockeren Verbänden zusammen. Das ändert sich in der Paarungszeit: Dann gründen sich "Harems", wie Mario Ludwig die Gruppen von Straußen nennt – ein Hahn und mehrere Hennen.
"Wenn es an die Paarungszeit geht, fängt ein Hahn dann an, ein paar Hennen um sich zu scharen – er gründet quasi einen Harem."
Innerhalb der Gruppe gibt es eine Haupthenne und viele Nebenhennen. Die Haupthenne hat Privilegien: Oft lebt der männliche Strauß einige Jahre mit diesem Weibchen zusammen, mit ihr paart er sich als erstes und sie darf als erstes Eier legen. Die Nebenhennen sind meist jüngere Weibchen, die in der Hierarchie unter der Haupthenne stehen.
Das Besondere: Nach der Eiablage vertreibt die Haupthenne die Nebenhennen. Die machen sich im Anschluss manchmal auf in andere Reviere und paaren sich mit anderen Straußenhähnen.
"Die Haupthenne vertreibt die Nebenhennen unmittelbar nach der Eiablage. Die marschieren danach manchmal auch noch in das Revier eines anderen Straußenhahns, mit dem sie sich ebenfalls paaren."
Strauße legen die größten Eier der Welt
Straußennester enthalten bis zu 80 Eier. Auch hier hat die Haupthenne den Vortritt: Sie wählt eine der Nestgruben aus, die der Straußenhahn vorher mit den Füßen in die Erde gekratzt hat. Diese Nestgruben haben einen Durchmesser von circa drei Metern.
Als erste legt die Haupthenne ihre Eier mittig in die Nestgrube ab – das sind im Schnitt zwischen acht und zehn Eier, sagt Mario Ludwig. Dann kommen die Nebenhennen. Jede von ihnen legt bis zu fünf Eier. Am Ende ist das Nest voll, denn es enthält die größten und schwersten Eier der Welt: mit einem Durchmesser von circa 15 Zentimetern und bis zu zwei Kilogramm pro Stück.
"Beim Brutgeschäft wechseln sich Pascha und Haupthenne ab. Normalerweise werden die Eier bei Tag von der Henne und bei Nacht vom Hahn bebrütet."
Beim Brüten wechseln sich Henne und Hahn ab – die Henne brütet tagsüber, der Hahn nachts. Trotz ihrer großen Körper können sie nur 20 Eier gleichzeitig bedecken. Daher ergibt es auch Sinn, dass die Haupthenne ihre Eier in die Mitte gelegt hat. Hinzu kommt, dass sie dort von Fressfeinden wie Hyänen oder Schakalen besser geschützt sind, als die Eier der Nebenhennen am Rand. Von den rund 80 Eiern bleiben am Ende bis zu 10 Prozent übrig und werden erfolgreich ausgebrütet. Hahn und Haupthenne haben dann also maximal zehn kleine Straußenküken – wenn es gut läuft.
Straußenpärchen kidnappen andere Straußenkinder
Diese Küken verlassen schon nach ein bis zwei Tagen das Nest und folgen ihren Eltern überall hin. Treffen sich dann zwei Straußenpaare mit ihren Nachkommen, kommt es zu Drohgebärden und Kämpfen unter den erwachsenen Tieren – oft mit Schnabelhieben und Fußtritten. Die Sieger übernehmen nach dem Kampf meist die Küken des Verliererpaares.
"Das siegreiche Paar übernimmt dann oft die gesamten Küken des unterlegenen Paars und gliedert sie in die eigene Kinderschar ein. Ein regelrechtes Kidnapping."
Mario Ludwig sagt, dass starke Paare öfters Küken anderer Paare auf diese Art einsammeln. Ein Straußenpaar soll so auf 280 Küken gekommen sein. Warum die Strauße andere Küken kidnappen, ist nicht gesichert: Es wird beispielsweise vermutet, dass sie so ihre eigenen Jungen schützen wollen: Denn je größer die Anzahl der Küken, desto geringer die Chance, dass die eigenen Nachkommen bei einem Angriff getötet werden.
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