AfrikaGut gemeint ist falsch geholfen
Armut, Hunger, Krankheit, Korruption, Gewalt, Drogen- und Menschenschmuggel: Afrika nehmen wir als einen schwachen Kontinent wahr, der sich nicht allein helfen kann. Doch warum ist das so? Afrika-Expertin Uschi Eid sucht nach Antworten.
Nigeria: Es ist einige Wochen her, dass sie mit Macheten bewaffnet in das Dorf Kuwa-Yangewar gestürmt kamen. Realistisch könnte es auch irgendwo woanders sein - es könnte heute sein. Die Terrortruppen der islamistischen Boko Haram metzeln ein Dutzend Bauern nieder. Weitere werden schwer verletzt, eine Gruppe Frauen muss dabei zusehen. Armee und Behörden dementieren das wahre Ausmaß des Überfalls, was der Präsident der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, heftig kritisiert.
"Nigeria muss endlich die Zivilbevölkerung besser vor dem Terror schützen. Seit 2015 verkündet der Staatspräsident, dass Boko Haram bald zerschlagen sein werde."
Weder den Terror noch die Armut noch irgendeine der anderen Geißeln bekommen afrikanische Regierungen in den Griff; offenbar können da noch so viele Milliarden in die Entwicklungszusammenarbeit fließen.
Müssen wir unsere Haltung gegenüber Afrika überdenken?
Afrika-Expertin Uschi Eid berichtet in ihrem Vortrag über die permanenten Gewaltattacken in afrikanischen Ländern, von denen wir in aller Regel nur dann erfahren, wenn Touristen betroffen sind. Und sie warnt davor, nur einfach so aus Gutmütigkeit helfen zu wollen - etwa bei Katastrophen oder aufgrund der Armut.
"Das trägt nicht dazu bei, dass gute Regierungsarbeit eingeführt wird, dass die Reichen auch Steuern bezahlen und nicht ihr ganzes Kapital ins Ausland schaffen."
Die Afrika-Expertin bezeichnet die Finanzwege als eine Farce: "Inzwischen sind die Kapitalflüsse aus Afrika in reiche Länder genauso hoch wie die Entwicklungsgelder, die in den Kontinent hineinfließen."
Uschi Eid plädiert dafür, unsere Haltung gegenüber dem Kontinent zu überdenken. Dabei denkt sie an das massive Bevölkerungswachstum, das auf Afrika zukomme und das in Deutschland und der Europäischen Union verdrängt werde. Doch jeder Cent an Hilfsgeldern - so Uschi Eid - werde durch das ungeheure Bevölkerungswachstum neutralisiert.
Uschi Eid war von 1998 bis 2005 parlamentarische Staatssekretärin und Afrikabeauftragte von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Sie gehört der Partei Bündnis 90/Die Grünen an und ist seit 2015 Präsidentin der Deutschen Afrika-Stiftung. An der Hochschule Osnabrück lehrt die Honorarprofessorin nachhaltige Wassernutzung und -entsorgung.
Auf der Sommeruni der Berliner Akademie für weiterbildende Studien hat Eid am 1. September 2018 zu dem Thema gesprochen: "Bedeutung Afrikas im globalen Kontext - die afrikanische und die deutsche Diskussion".
Die 33. Sommeruni stand 2018 unter dem Titel "Afrika - Herkunft und Schicksal der Menschheit" und wurde von der Berliner Akademie für weiterbildende Studien veranstaltet, dieses Mal zusammen mit der Freien Universität Berlin.
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