Afrika"Der Westen redet, China investiert"
China investiert viel in Afrika. Dabei geht es nicht nur um Rohstoffe und Handelsabkommen, sondern auch um "Soft Power". Wie wird Chinas Einfluss in den afrikanischen Staaten selbst wahrgenommen, und was bedeutet das für uns? Ein Vortrag der Politikwissenschaftlerin Genia Kostka.
In afrikanischen Medien gebe es einen beliebten Spruch, sagt Genia Kostka: "Der Westen redet, China investiert". Genia Kostka ist Politikwissenschaftlerin und forscht zu Chinas Politik- und Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika. In ihrem Vortrag erzählt sie, auf welche Weise China in verschiedenen Ländern Afrikas investiert und wie dieses Engagement von den Bürger*innen dort wahrgenommen wird.
"In afrikanischen Medien gibt es so einen Spruch, der sehr beliebt ist: Der Westen redet, aber China investiert."
Chinas Investitionspolitik in Afrika basiert auf drei Grundsätzen, sagt Kostka:
- keine Einmischung in lokale Politik
- Respekt der absoluten staatlichen Souveränität des jeweiligen Landes
- und "Nicht-Konditionalität"
Letzteres heißt: Chinesisches Engagement wird nicht an Bedingungen geknüpft, wie zum Beispiel die Bekämpfung von Korruption oder eine stärkere Beteiligung von Frauen. Das unterscheide Chinas Engagement von dem westlicher Länder oder dem des Internationalen Währungsfonds.
China investiert in viele afrikanische Medien
Neben Rohstoffen und Handelsabkommen investieren chinesische Staatsunternehmen in jüngster Zeit in ganz Afrika auch stark in Medienunternehmen, erklärt Genia Kostka in ihrem Vortrag. Chinesische Radiosender und Nachrichtenagenturen hätten Büros in vielen afrikanischen Staaten und produzierten dort Medieninhalte. Dieser Ausbau von Chinas "Soft Power" in Afrika hat bisher noch nicht genug Aufmerksamkeit bekommen, sagt die Politikwissenschaftlerin.
"Wer die Medien beeinflussen kann, kann auch die Meinung der Bevölkerung und die Politik beeinflussen. Den Aktivitäten in diesem Bereich wird nicht genug Beachtung geschenkt."
Mit ihrem Team hat sie eine große Umfrage in vier afrikanischen Staaten durchgeführt: In Südafrika, Äthiopien, Nigeria und Kenia wurden Menschen gefragt, wie positiv oder negativ sie den Einfluss von China in ihrem Land wahrnehmen, und wie sie im Vergleich das Engagement der USA beurteilen. Das Ergebnis ist eindeutig: Chinas Engagement in Afrika wird von einem großen Teil der Bevölkerung positiv bewertet.
"Die große Frage ist: Wie positionieren wir uns jetzt?"
Deutschland und die Europäische Union müssen sich deshalb überlegen, wie sie sich gegenüber afrikanischen Ländern positionieren und wie sie ihre Entwicklungszusammenarbeit mit afrikanischen Staaten künftig gestalten möchten, sagt Genia Kostka.
Genia Kostka ist Professorin für die Politik Chinas an der Freien Universität Berlin. Ihr Vortrag hat den Titel "Wie China sich im Globalen Süden neu positioniert". Sie hat ihn am 29.08.2023 an der Freien Universität Berlin gehalten, im Rahmen der 36. Berliner Sommer-Uni, deren Thema war dieses Mal: "Globale Ordnung unter Stress. Gefahren und Prognosen aus Sicht der Wissenschaft".
Info: Unser Artikelbild zeigt eine Messehalle während der dritten "China-Africa Economic and Trade Expo" in Changsha im Juni 2023.