FlüchtlingspolitikAbgeschoben nach Afghanistan

Am 14. Dezember ist die erste Maschine mit abgelehnten Afghanen vom Frankfurter Flughafen Richtung Afghanistan aufgebrochen. In Afghanistan selbst wird die Abschiebung kritisch gesehen. Die Afghanen fühlen sich benachteiligt.

In der Zeit von 2009 bis 2016 sind in Afghanistan mehr als 70.000 Menschen getötet oder verletzt worden. In 31 von 34 Provinzen wird gekämpft, berichtet unsere Korrespondentin Sandra Petersmann. Mehr Sicherheit oder Friede sieht anders aus. Trotzdem sind am 14. Dezember die ersten 50 abgelehnten Asylbewerber nach Afghanistan abgeschoben worden.

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Sie seien ein Opfer des Systems, die Afghanen fühlen sich diskriminiert, sagt Sandra Petersmann. Die Korrespondentin hat Anfang Dezember mit fünf Frauen in Afghanistan über die drohende Abschiebung ihrer Landsleute aus Deutschland gesprochen. Bei der Brüssel-Konferenz im Oktober hat die EU ihre Milliardenhilfe an Afghanistan an die Rücknahme von 80.000 Afghanen aus der EU gekoppelt. Afghanistan soll auf die nächsten vier Jahre 13,5 Milliarden Euro an Hilfsgeldern von der internationalen Gemeinschaft erhalten - Europa gehört zu den größten Geldgebern.

"Drei von fünf der Afghaninnen haben gesagt: Wir werden uns auf den Weg machen. Wir trauen der Entwicklung in unserem Land nicht."
Sandra Petersmann, Korrespondentin

Die Frauen empfinden die Abschiebung als eine Benachteiligung gegenüber Syrern oder Irakern. Unterstützt wird der Eindruck durch Erzählungen freiwilliger Rückkehrer nach Afghanistan, die von der Situation in Deutschland berichten. Die Unterbringung in überfüllten Turnhallen und die Schlägereien gehören zu diesen negativen Erlebnissen. Die Rückkehrer berichten von dem Gefühl, dass die syrischen und irakischen Flüchtlinge von den deutschen Behörden bevorzugt behandelt worden seien.

Kein Frieden, keine Sicherheit

Sandra Petersmann hat zwei Anschlagsorte besucht. Am Kart-e Sakhi Schrein in Kabul sind am 11. Oktober 2016 14 Menschen erschossen worden. Hätte der Attentäter des IS nicht überwältigt werden können, hätte er mit seinem Sprengstoffgürtel noch mehr Menschen in den Tod gerissen. Vor diesem Schrein hat Sandra Petersmann fünf Studentinnen getroffen, die an der nahe gelegenen Universität in Kabul studieren.

"Wir wollen unser Leben leben. In Afghanistan sprengt sich doch jeden Tag irgendeiner in die Luft."
Studentinnen in Kabul

Die zwischen 18 und 22 Jahre alten Studentinnen studieren Informatik, Soziologie, Geographie und Ingenieurswissenschaften. Während des Gesprächs stellte sich heraus, dass es innerhalb der Gruppe zwei Lager gibt: Die einen wollen nach Deutschland und dort ihr Glück versuchen, die anderen wollen in Afghanistan bleiben und ihr Land helfen zu verbessern. Diese Diskussion, sagt Sandra Petersmann, wäre so vor 15 Jahren unter den Taliban nicht möglich gewesen.

"Frieden und Sicherheit hat Afghanistan durch den US-geführten Einmarsch nicht gefunden. Selbst in der Hauptstadt Kabul gehört der Terror zum Alltag."
Sandra Petersmann, Korrespondentin

Der letzte große Anschlag in Kabul ereignete sich am 21. November 2016. Dabei hat ein Selbstmordattentäter 30 Menschen in einer Moschee mit in den Tod gerissen, berichtet Sandra Petersmann. "Die Angst, dass sich das Ausland ganz rauszieht und Afghanistan alleine lässt, die ist gerade unter der jüngeren Generation sehr groß", stellt die Korrespondentin fest.

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