Es macht sich Nervosität breitWie die AfD auf Demos gegen Rechtsextreme reagiert
Die anhaltenden Demonstrationen gegen Rechtsextremismus machen auch etwas mit der AfD. Erst war Schweigen, jetzt folgt der Versuch, den Demos die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Teile der AfD reagieren nervös.
Nach und nach sei doch Nervosität spürbar, findet Nadine Lindner, unsere Korrespondentin im Hauptstadtstudio. Zunächst habe die AfD nach der Veröffentlichung des Rechercheplattform Correctiv mit bekannten Kommunikationsmustern reagiert. Correctiv hatte ein Geheimtreffen von Rechtsextremen enthüllt, bei dem auch AfD-Mitglieder anwesend waren.
Erst Schweigen, jetzt Gegenangriff
Die AfD reagierte zunächst mit Wagenburgmentalität, so Nadine, "bei Druck von außen rückt man erstmal zusammen". Außerdem habe die Partei versucht, die Berichterstattung totzuschweigen. Erst knapp eine Woche nach den Enthüllungen traten die AfD-Bundesvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla vor die Mikros und Kameras und stellten sich den Fragen von Journalist*innen.
Jetzt gehen sie langsam zu einem Gegenangriff über, sagt Nadine Lindner: Die AfD stellt nun die Arbeit von Correctiv in Frage, die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus werden kleingeredet und bzw. oder auch angezweifelt. Zum Beispiel kursiert der Vorwurf, die Bilder der Proteste seien manipuliert. Die Behauptung: Es seien weniger Menschen vor Ort gewesen als die Fotos oder Videos zeigten.
"Man versucht, den Demos die Glaubwürdigkeit abzusprechen."
Solche Vorwürfe werden auch über die Nachrichtenseite Nius verbreitet, so unsere Korrespondentin. Hinter der Plattform steckt der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt. Die Artikel würden dann wiederum vor allem über WhatsApp in AfD-Kreisen geteilt.
Reaktionen innerhalb der AfD nach Potsdam-Treffen
Bei dem Geheimtreffen in Potsdam war auch Roland Hartwig anwesend. Der AfD-Politiker war zuletzt persönlicher Referent von Alice Weidel. Nach Bekanntwerden seiner Teilnahme am Treffen trennte sich die AfD-Bundesvorsitzende Weidel von ihm.
Auch mindestens ein Mitglied der CDU war in Potsdam dabei. Gegen die Person läuft derzeit ein Parteiausschlussverfahren. Mit Ausnahme von Hartwig passiere bei der AfD wiederum ansonsten exakt nichts, so Nadine Lindner, es folgen keine Sanktionen für weitere AfD-Mitglieder, die in Potsdam anwesend waren.
Roland Hartwig wird deshalb von manchen auch als Bauernopfer gesehen. Götz Kubitschek, Verleger und Rechtsextremist, griff Alice Weidel dafür auch an: Sie würde die Partei spalten und für Unruhe sorgen.
"Da macht sich nun doch ein bisschen Nervosität breit."
Teile der AfD zeigen sich doch nervös nach den Enthüllungen durch Correctiv und den Reaktionen, sagt unsere Korrespondentin. Sicher auch aus Angst um die Wähler*innengunst: Umfragen zeigen einen leichten Rückgang bei der Zustimmung für die AfD um 1,5 Prozent, so Nadine Lindner.
Hinzu kommt, dass es neue Alternativen zur AfD gibt – zum Beispiel das Bündnis Sahra Wagenknecht. Das könnte der Partei Protestwähler*innen abziehen.