ParteitagAfD – Wer hat die Macht?
Das Konfliktpotenzial vor dem AfD-Parteitag in Essen ist groß. Inhaltlich geht es unter anderem um den Umgang mit Maximilian Krah bei der Europawahl, um die Wahl des Vorstands. Und: ein neues Netzwerk um Sebastian Münzenmaier bringt sich in Stellung.
Die AfD kann sich durch die Europawahl gestärkt fühlen: Mit 15,9 Prozent der Stimmen erreichte sie ihr bisher bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung. Viele junge Menschen haben die teils rechtsextreme Partei gewählt. Und das, obwohl es im Vorfeld Verwerfungen um den Spitzenkandidaten Maximilian Krah gab, der öffentlich bei Wahlveranstaltungen nicht mehr auftreten durfte, etwa wegen seiner Äußerungen zur Waffen-SS.
"Es ist allen klar, man hätte noch erfolgreicher sein können, wenn Maximilian Krah nicht gewesen wäre."
Der Skandal um Krah ist innerhalb der Partei ein Streitpunkt, sagt Deutschlandfunk-Journalistin Nadine Lindner. Man sei sich intern uneins darüber, wie man mit ihm umgehen solle: Einige meinen, man müsse ihn mehr unterstützen, andere sagen, man hätte ihn direkt fallen lassen sollen.
Doppelspitze wird wohl bleiben
Auch hinter Tino Chrupalla scheinen nicht große Teile der Basis zu stehen. Zuletzt wurde er nur knapp als Afd-Vorstandsmitglied bestätigt. Alice Weidel stellte sich aber hinter ihren Co-Vorstand und erklärte im Vorfeld, sie stehe weiter für eine Doppelspitze der Partei zur Verfügung.
"Alice Weidel, die sehr beliebt ist in der Partei-Basis, hat gesagt, 'ich will mit Tino Chrupalla weitermachen'."
Innerhalb der Partei bilden sich derzeit neue Machtzentren. Eines davon ist eine Gruppe um Sebastian Münzenmaier, den stellvertretenden AfD-Vorsitzenden in Rheinland-Pfalz, wie Nadine Lindner erklärt. Er wirbt dafür, dass die AfD einen Generalsekretär bekommt und steht zusammen mit Politikern wie Dennis Hohloch aus Brandenburg und dem dortigen Landeschef René Springer für eine neue Riege an Hardlinern, die professioneller arbeiten will.
"Radikale Schwiegersöhne" streben an die Macht
Nadine Lindner nennt sie die "radikalen Schwiegersöhne": "Die sind alle Mitte/Ende 30, sehen total harmlos aus und haben auch so ein freundliches Auftreten." In der Sache seien sie aber radikal, und sie könnten der Partei gerade bei jungen Leuten noch mehr Erfolg verschaffen, schätzt die Journalistin.
"Die AfD gewinnt seit etwa eineinhalb Jahren super viele neue Mitgleider. Die haben jetzt etwa 47.000 neue Mitglieder. Das ist im Vergleich zu den 30.000, die sie damals hatten, eine raketenhafte Entwicklung."
Björn Höcke, der lange als Scharfmacher in der AfD-Bundespolitik galt, konzentriere sich derzeit mehr auf seinen Landesverband in Thüringen, sagt Nadine Lindner, sein Stern sei etwas am Sinken. Wohingegen einflussreiche Landesverbände aus dem Westen, etwa der bayerische oder der baden-württembergische, künftig innerhalb der Partei an Gewicht gewinnen könnten.