Markenberater über Kanye West"Adidas sollte sagen: Mit dem müssen wir nicht zusammenarbeiten."
Kanye West wirbt für Adidas - wird aber wegen seiner Aussagen langsam zum Problem. Was dürfen Werbe-Promis und was nicht? Wir haben mit einem Markenberater gesprochen.
In Amerika, China und im Internet: Adidas ist gut im Geschäft. Jetzt hat der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt seine Quartalszahlen vorgelegt. Der Gewinn ist um 17 Prozent auf 542 Millionen Euro gestiegen, doch der Kurs der Adidasaktie sinkt.
Grund sind wohl auch Spekulationen, dass sich das Unternehmen von seinem wichtigsten Markenbotschafter, Kanye West, trennen möchte. Dort ist er seit 2014 unter Vertrag. Erst herzte West Donald Trump:
Zuletzt geriet der US-Rapper wegen seiner Kommentare zum Thema Sklaverei in die Kritik. Der Vorwurf: Verharmlosung. In einem Videointerview mit dem Boulevardportal TMZ sagte der Popstar: "When you hear about slavery for 400 years. For 400 years. That sounds like a choice."
Wir haben mit Andreas Pogoda über Markenbotschafter im Allgemeinen und Kanye West im Speziellen gesprochen. Andreas Pogoda berät Unternehmen bei der Markenwerbung und er sagt: Grundsätzlich sei es kein Fehler, wenn sich Unternehmen mit einem Star wie Kanye West zusammentun. Markenbotschafter dienen Konzernen dazu, bekannter zu werden und beispielsweise im Modebereich attraktiver und interessanter zu werden.
Der genaue Wert ist unklar
Wie ertragreich eine solche Zusammenarbeit zwischen Promi und Unternehmen genau sei, lasse sich wohl nicht exakt mit einem Geldwert bestimmen, meint Andreas Pogoda.
"Tatsächlich ist Kanye West ein Hingucker, und er hat auch eigene Produkte gemacht."
Andreas Pogoda erinnert an den Fall von John Galliano. Der Modedesigner beendete seine Karriere selbst, als er 2011 volltrunken in einem Pariser Restaurant mit antisemitischen Beleidigungen auffiel. Ethische Grundsätze gelten nach Ansicht des Markenberaters auch für Prominente, die für Unternehmen werben.
"Natürlich bewegt sich auch eine Marke im Bereich der Ethik."
Für Andreas Pogoda ist der ideale Markenbotschafter jemand, der das Produkt wirklich mag und glaubhaft anwendet. Eigenartigkeit und Abgrenzung von anderen Herstellern sind dabei besonders wichtig. Wenn ein Markenbotschafter für verschiedene Unternehmen tätig ist, kann das zum Problem werden.
"Für eine Marke ist die erste Regel: Sei eigenartig, sei anders als die anderen. Deswegen sollte man mit Markenbotschaftern aufpassen, dass man die möglichst alleine hat."
Im aktuellen Fall um Kanye West und seine Aussagen zur Sklaverei sollte Adidas klar Stellung beziehen, meint Andreas Pogoda. Letztendlich sollte das Unternehmen die Zusammenarbeit beenden.
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