Nur die nervige Werbung blockenKeine Zensur, sondern Wahlfreiheit
Till Faida setzt mit seiner Firma erfolgreich Adblock-Software ein und verdient Geld damit, dass sich Nutzer mithilfe der Browsererweiterung Adblock Plus doch wieder Werbung anzeigen lassen.
Über 250 Millionen Mal ist die Browsererweiterung Adblock Plus heruntergeladen worden, die aus dem Open Source Projekt Adblock entwickelt wurde, um nervige Werbung auszublenden. Auf 100 Millionen aktiven Geräten wird es genutzt. Adblock Plus kann darüberhinaus auch verhindern, dass Facebook trakt, auf welchen Seiten wir unterwegs sind und uns danach Werbung anzeigt für Dinge, für die wir uns interessiert haben.
"Adblock Plus will ganz explizit nicht Inhalte blockieren, uns geht es ja nicht darum Zensur zu betreiben, sondern Wahlfreiheit für den Nutzer zu schaffen."
Die Firma EyeO, deren Geschäftsführer Till Faida ist, entwickelte mit Acceptable Ads Adblock Plus weiter. Auf einer Art "Whitelist" wird die Werbung gelistet, die nicht nervt und somit den Usern dennoch angezeigt wird trotz Adblock Plus. "Whitelist"-Werbung wird nach bestimmten Kriterien der Acceptable Ads konzipiert. Nach Aussage von Till Faida sei die Akzeptanz für diese Werbung gestiegen, stellt aber klar, dass der User am Ende die Kontrolle darüber behält, welche Werbung von der "Whitelist" letztlich bei ihm angezeigt wird.
Springer gegen EyeO
Der Axel Springer Verlag hat gegen die Firma EyeO geklagt. Das Kölner Oberlandesgericht bestätigte am 24. Juni 2016, dass die Blockade von Werbung an sich zulässig ist. Dagegen stuft es das Programm Acceptable Adds, als aggressiv und erpresserisch ein. Denn EyeO verlangt von den Werbenden Geld dafür, dass sie in die "Whitelist" aufgenommen werden und ihre Werbung nicht blockiert wird. Dies sei eine "unzulässige aggressive Praktik". EyeO kündigte bereits an, gegen die Entscheidung in Revision gehen zu wollen.
"Ich glaube, immer wenn man Innovation vorantreiben will, gehört Kritik dazu. Ich weiß, dass wir kontrovers sind, aber immer wenn man einen Milliardenmarkt verändern will, muss man kontrovers sein. "
Hinter dem ganzen Streit steckt ein altes Dilemma im Netz: Wie kann man mit Inhalten im Netz Geld verdienen, wenn die User von Anfang an daran gewöhnt waren, dass alles kostenlos ist? Eine Finanzierungsmöglichkeit ist der Verkauf von Werbefläche. Werbung wollen viele User aber nicht sehen und blenden sie aus. Einige Anbieter wie Bild-Online sind dazu übergegangen, Inhalte für User zu sperren, die Adblocker benutzen. Oder die Werbeagenturen zahlen Geld an EyeO, damit die Werbung trotz Blockade angezeigt wird.
Schließlich bleibt den Webseitenbetreibern noch die Möglichkeit, statt sich über Werbung zu finanzieren, Geld für ihre Inhalte zu verlangen.
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