Freie MarktwirtschaftAdam Smith: Was von seinen Ideen heute noch übrig ist
Vor 230 Jahren starb Adam Smith, der als Vordenker und Begründer der freien Marktwirtschaft gilt. Viel ist von seinen Ideen heute jedoch nicht mehr übrig, sagt Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld.
Adam Smith wird 1723 in der kleinen schottischen Hafenstadt Kirkcaldy in der Nähe von Edinburgh geboren. Nach Schule und Universität wird er erst Lehrer und anschließend Professor.
Eine Studienreise führt ihn auf den europäischen Kontinent, wo gerade intensiv über die Gedanken der Aufklärung diskutiert wird. An die Stelle des Glaubens sollte Wissen treten, der Mensch sollte dabei im Mittelpunkt stehen, und das ungerechte Herrschaftssystem des Absolutismus sollte durch ein neues politisches System ersetzt werden.
Inspiriert von David Hume
Adam Smith lernt einige der europäischen Aufklärer kennen. Eine besonders enge Beziehung hat er zu David Hume, der ebenfalls Schotte ist und die Theorie des Empirismus ("Erkenntnis durch Beobachtung") und des Sensualismus ("Handeln nach sinnlichen Empfindungen") aufgestellt hatte.
Adam Smith ist davon inspiriert und überträgt beides in zwei wissenschaftlichen Abhandlungen auf die Ökonomie und das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen.
Grundlagen der freien und sozialen Marktwirtschaft
In seinem Buch "Vom Wohlstand der Nationen" beschreibt Adam Smith, dass die Arbeit den Wert einer Ware bestimmt und nicht die Natur als natürlich Ressource. Der freie Wettbewerb ohne staatliche Eingriffe bewirke einerseits die zweckmäßige Verteilung von Arbeitskräften, Rohstoffen und Geld und schaffe andererseits auch einen Ausgleich zwischen Preisen und Gewinnen. Dadurch werde das Gemeinwohl gefördert und alle Marktteilnehmer seien Gewinner dieses freien Wettbewerbs.
In seiner philosophischen Abhandlung über die "Theorie der ethischen Gefühle" macht Adam Smith sich Gedanken über menschliche Kommunikation, über moralische Regeln und darüber, wie sich Menschen gegenseitig einschätzen. Daraus entwickelt er die Überzeugung, Menschen können – mit einem modernen Wort gesagt – Empathie entwickeln. Beide Werke verbinden Ökonomie und Philosophie miteinander und gelten bis heute als Grundlagen der freien und sozialen Marktwirtschaft.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der österreichische Philosoph und Ökonom Gerhard Streminger beschreibt Adam Smith, der ein bedeutender Ökonom und Philosoph war.
- Michael Aßländer ist Wirtschaftsethiker und hat sich mit der Lehre von Adam Smith beschäftigt.
- Nils Goldschmidt, Theologe und Ökonom der Universität Siegen, schildert die Fehlentwicklungen der freien Marktwirtschaft in den letzten Jahrzehnten.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld erläutert, dass Adam Smith auch ein Kind seiner Zeit war, die von den Gedanken der Aufklärung geprägt wurde.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Felix Schledde verlegt die Erkenntnisse von Adam Smith in einen Supermarkt des Jahres 2020.