ScamSo fallen wir nicht auf Abzocke im Internet rein
Der Shop sieht seriös aus, doch dann kommt das bestellte Produkt nie an. Was wir bei Scam tun können, erklärt Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen. Vera Bauer berichtet, wie sie fast auf einen Betrüger hereingefallen ist.
Käuferschutz, Zwei-Faktor-Authentisierung, trusted Shops oder sehr gute und viele Bewertungen - es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, um Shops und Kaufenden Schutz beim Online-Shopping zu bieten. Was trotz all dieser Maßnahmen jedoch nicht unterschätzt werden sollte, sei das Bauchgefühl, sagt Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen.
Auf genau dieses Bauchgefühl hat Tech-Youtuberin Vera nicht gehört. Aber vielleicht hat ihr potenzieller Betrüger es auch clever angestellt, weil er die Informationen, die er brauchte, Schritt für Schritt abfragte.
Einen hundertprozentigen Schutz vor Scam gibt es nicht
Vera hatte auf einer bekannten Onlineplattform für Kleinanzeigen einen Laptop zum Verkauf angeboten. "Für 550 Euro", erzählt sie und erwähnt: "Die Höhe des Preises ist wichtig, weil die Person, die sich meldete, mir dafür sogar 570 Euro bot." Vera fragte nicht nach, sondern schlussfolgerte für sich, dass die Person da bestimmt schon die Versandkosten mit draufrechnete.
Die Methode: Schritt für Schritt vorgehen und schließlich Druck machen
Der Deal schien schnell erledigt, der Käufer wollte den Laptop haben. Dann fing er an, Nachricht für Nachricht Daten von Vera abzufragen: Bankverbindung, Handynummer, E-Mail-Adresse. Vera fragte nicht nach, fand in ihrem Kopf für alles selbst eine Begründung. Doch langsam wurde sie skeptischer.
Schließlich sollte sie eine E-Mail von seiner Bank bekommen. Die Transaktion sei zu 98 Prozent getätigt. Auf Nachfrage antwortete ihr der Käufer, sie müsse erst den Laptop abschicken, den Versand bestätigen und dann würde sie das Geld erhalten. Vera zögerte und da begann die ominöse Person, sie zu drängen, schickte ihr im Minutentakt Nachrichten, um sie zum Versand zu bewegen. Daraufhin zog Vera die Reißleine.
"Ich weiß nicht, ob es sich um eine reale Person handelte oder ob die Daten, die er mir geschickt hat, echt oder erfunden waren."
Die Polizei informierte sie über den versuchten Betrug nicht, aber sie meldete das Profil bei der Kleinanzeigenplattform.
Seit diesem Erlebnis kauft oder verkauft Vera keine gebrauchten, hochwertigen Dinge mehr im Internet. Sie ist auf refurbished Geräte umgestiegen, also Geräte, die ein Hersteller oder Händler generalüberholt, gereinigt und geprüft hat. Plattformen für gebrauchte Gegenstände nutzt sie nur noch, um Kleinigkeiten in der Nachbarschaft zu kaufen und diese dann bar zu zahlen.
Gründliche Recherche, statt schnellem Schnäppchenkauf
Tatsächlich sei die Barzahlung und gleichzeitige Quittierung des (Ver-)Kaufs die sicherste Maßnahme gegen Betrug, bestätigt Claudia Neumerkel von der Verbraucherzentrale Sachsen. Aber natürlich sei das nicht immer möglich beziehungsweise realitätsfern.
Generell rät sie zur gründlichen Netzrecherche und dazu, sich zu informieren, welche Betrugsmaschen es gibt. Trusted Shops und Käuferschutz seien Indizien für vertrauenswürdige Anbieter, eine Garantie, dass man hier nicht betrogen werde, sei es aber nicht.
"Sobald ein Zahlungsdienstleister eine neue Funktion herausbringt, wird probiert, die Betrugsmasche daran anzupassen."
Daher sollte man nie nur auf einen Aspekt setzen, sondern sich so umfassend wie möglich mit dem Anbieter oder der Seite befassen, das Impressum anschauen, nach Erfahrungsberichten googeln und natürlich niemals vertrauliche Daten wie eine PIN oder ein Login herausgeben.
Auch Links, die von dem Portal wegführen, können ein Hinweis auf Betrug sein, weil sie zu einer sogenannten Phishing-Webseite führen könnten.
Plattformen sind kaum in die Verantwortung zu ziehen
Die Plattformen selbst geben in ihren Richtlinien an, dass sie für strafbare Verstöße von unbekannten Dritten nicht haften, erklärt Claudia Neumerkel. Allerdings würden User*innen immer häufiger präventiv informiert, die Plattformen warnen also gezielt vor bestimmten Maschen oder Profilen. Dafür sei auch wichtig, im Falle eines Betrugs die Plattform zu informieren. Denn wenn viele Meldungen über eine Betrugsmasche oder ein Profil zusammenkommen, steigt die Chance, dass zumindest andere User*innen davor gewarnt werden.