Abendländisches SchismaDas Konzil von Konstanz
Drei konkurrierende Päpste, die den Anspruch darauf erheben, Oberhaupt der Kirche zu sein – so manifestiert sich die Spaltung der katholischen Kirche. Um den Konflikt zu beenden, wird 1414 das Konzil in Konstanz einberufen. Vier Jahre brauchen die Kirchenvertreter, um eine Lösung zu finden.
Das Konzil in Konstanz beginnt am 5. November 1414. Es ist die größte Konferenz, die Europa bis dahin erlebt hat. Vier Jahre - die Konferenz endet am 22. April 1418 - streiten die Vertreter der Römischen Kurie in Konstanz. Alle Leitungs- und Verwaltungsorgane der römisch-katholischen Kirche diskutieren dabei über die Zukunft ihrer Kirche und den Umgang mit ihren Kritikern.
Am Beginn des 15. Jahrhunderts leben etwa 6.000 Menschen in der Stadt am Bodensee. Das Konzil bringt weitere 20.000 Menschen nach Konstanz. Sie müssen untergebracht und versorgt werden, was die Stadt vor große Probleme stellt.
Spaltung der Kirche wird nach vier Jahrzehnten beendet
Die Kirchenführer kommen zusammen, um das abendländische Schisma zu überwinden: Zu Beginn des Konzils gibt es drei Päpste, die neben- und gegeneinander agieren. Sie sollen abgesetzt und durch einen von allen akzeptierten neuen Pontifex ersetzt werden. Mit der Erhebung von Martin V. endete 11. November 1417, die seit 1378 andauernde Kirchenspaltung.
Gnadenloser Umgang mit Kritikern
Außerdem befassen sich die Kardinäle damit, wie sie mit Kirchenkritikern umgehen wollen, von denen sich einige auf den britischen Philosophen und Theologen John Wyclif berufen. Die Kritiker werfen der Kirche Verweltlichung und Abkehr von ihren eigentlichen Aufgaben vor. Einer dieser Häretiker ist Jan Hus, der nach dreitägigem Verhör am 6. Juli 1415 zum Feuertod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird. Jan Hus wird noch am gleichen Tag in Konstanz verbrannt.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Buchautor Ulrich Büttner leitet touristische Nachtwanderungen durch Konstanz und zeigt, wie die Stadt vier Jahre Gastgeber der bis dahin größten Konferenz der europäischen Geschichte war.
- Der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann beschreibt die starke Verweltlichung der römischen Kirche im 14. und 15. Jahrhundert.
- Der Freiburger Historiker Thomas Martin Buck schildert das Verhältnis der mittelalterlichen Päpste zu den weltlichen Mächten Europas
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld schildert den Beginn des abendländischen Schismas und die Zeit des "babylonischen Exils der Kirche" in Avignon
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Armin Himmelrath erinnert an die Hinrichtung des Kirchenkritikers Jan Hus auf dem Scheiterhaufen am 6. Juli 1415 in Konstanz.