5am ClubWas frühes Aufstehen bringt
Schlechte Nachricht für Langschläfer: Der 5am Club ist in. Das heißt, der Wecker läutet um 5 Uhr, und dann geht's los mit Bewegung, Weiterbilden, Reflektieren. Das Ganze hat zwar eine sinnvolle Seite, aber für die kann man auch ausschlafen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Celine Wegert.
Hinter dem 5am Club steckt ein Mann aus Kanada, Robin Sharma. Der war früher Anwalt, jetzt hält er Vorträge und ist Life- und Motivationscoach. Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Der 5 Uhr Club – Gestalte deinen Morgen und in deinem Leben wird alles möglich."
Demnach soll man um 5 Uhr morgens aufstehen und die zusätzliche freie Zeit nutzen, um zu reflektieren, sich zu bewegen und sich weiterzubilden. Dadurch soll man gesünder, produktiver und gelassener werden.
"Routinen stabilisieren Leute, die sich anders nicht gut stabilisieren können"
Damit man keinen Schlafmangel bekommt, müsste man konsequent früh ins Bett gehen, sagt die Schlafforscherin Christine Blume: "Früh aufstehen wird oft als Schlüssel zum Erfolg verkauft. Das ist natürlich Quatsch. Laut Studien geht nur eine von 100 Personen gerne um 21 Uhr schlafen und steht um 5 Uhr auf. Für alle anderen ist das zu früh. Die werden eher unausgeschlafen und müde durch den Tag wandeln."
Menschen sind zwar etwas flexibel, was die innere Uhr angeht. Sich komplett umstellen auf einen Early-Bird-Modus, wenn man sonst eher eine Eule ist und spät aufsteht, schafft man aber nicht, sagt Christine Blume, die gemeinsam mit Ilka Knigge den Deutschlandfunk-Nova-Podcast "Über Schlafen" hostet.
An sich klingt es erst einmal total gut, sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen, um Sport zu machen oder sich weiterzubilden. Wenn man diese Me-Time auf 5 Uhr morgens legen möchte, kann das ein Zeichen dafür sein, dass man im Alltag sonst eher keine Zeit dafür hat, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Celine Wegert.
Statt 5am Club: Genug Zeit haben ohne früh aufzustehen
Der Arbeitssoziologe Philipp Staab von der Berliner Humboldt-Universität hinterfragt, ob man dann wirklich die Schere beim Schlafen ansetzen muss – mit einer Routine, die extrem früh startet: "Routinen stabilisieren Leute, die sich anders nicht gut stabilisieren können. Und je mehr die ein Problem damit haben, desto mehr können ihnen Routinen helfen, überhaupt so etwas wie einen stabilen Alltag aufzubauen. Aber das heißt ja, dass die Leute schon am Anfang Probleme haben, nämlich sich zu stabilisieren."
Diese 5am-Aufsteh-Routine packt also die eigentlichen Probleme gar nicht an. Der Experte sagt: Es wäre besser, ohne diese frühe Uhrzeit genug Zeit in seinem Leben zu haben. Und dazu zählt auch leere Zeit, also zum Beispiel mal in der Bahn aus dem Fenster schauen statt aufs Handy.
Promis machens vor
Es spricht also einiges dagegen, so früh aufzustehen. Dennoch ist die Methode unter Promis verbreitet. Die ehemalige First Lady Michelle Obama soll um 5 Uhr aufstehen, Heidi Klum und Apple-Chef Tim Cook auch.
Dahinter stecke unter anderem der Wunsch, aus dem eigenen Leben so viel wie möglich zu machen, sagt Arbeitssoziologe Philipp Staab: "Noch mehr Leistung aus einem Leben rauszuholen, das eben nie genügen kann. Und dass dieses Leben nie genügen kann, liegt daran, dass wir alle damit konfrontiert sind, frei und authentisch leben zu müssen. Und das, was die Gesellschaft uns anbietet, wie wir das schaffen können, ist, leistungsfähiger zu werden."
Sich zum früh aufstehen zwingen bringt nichts
Der 5-Uhr-Club ist folglich nicht die allerbeste Idee. Aber wenn man sowieso früh schlafen geht und sich um 5 Uhr morgens energiegeladen fühlt: Warum nicht? Die Frage ist eher: Wenn man sich zwingt, früh wach zu sein und dadurch auch noch weniger Schlaf bekommt – warum macht man das eigentlich?
"Und wenn die Antwort lautet: Ich habe sonst keine Minute Zeit für mich, um zu lesen oder Sport zu machen – dann ist vermutlich nicht die Aufsteh-Zeit das Problem", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Celine Wegert.