5.000 Jahre alte Bierbrauerei entdecktForscher: "Bier und Zivilisation gehören zusammen"

Archäologen haben in einer Begräbnisstätte in Ägypten die vermutlich älteste Bierbrauerei entdeckt. Die Produktionsstätte sei sehr modern und auf Massenproduktion ausgelegt, heißt es. Gunther Hirschfelder forscht an der Uni Regensburg unter anderem zu Esskultur. Er sagt, es gebe sogar Hinweise, dass die Herstellung von Bier älter sei als die Herstellung von Brot oder Brei.

Fündig wurde ein Team aus ägyptischen und US-amerikanischen Forschenden bei Ausgrabungen in Abydos im Süden des Landes. Hier stießen sie auf rund 40 Tontöpfe, aufgestellt in zwei Reihen. Die Forschenden sagen, es sei wahrscheinlich die älteste Hochleistungs-Bierbrauerei der Welt. Es soll möglich gewesen sein, bis zu 22.400 Liter Bier auf einmal herzustellen.

"Abydos – das war vor 5.000 Jahren eins der wichtigsten religiösen Zentren in Ägypten, da wurden auch Pharaonen bestattet. Und das war immer mit einem riesigen Fest verbunden."
Matthias Wurms, Deutschlandfunk Nova

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Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg forscht unter anderem zur Esskultur und hat ein Buch über die Geschichte des Biers geschrieben. Im Grunde seien viele Kulturen verrückt nach Bier, sagt er. Mit dem Übergang der Gesellschaft von Jägern und Sammlern hin zu Sesshaften, habe auch der Prozess des Bierbrauens begonnen. Es gebe sogar Hinweise, dass die Bierherstellung älter sei, als die Herstellung von Brei oder Brot.

"Es gibt Hinweise, dass die Bierherstelllung älter ist als die Herstellung von Brot oder Brei."
Gunther Hirschfelder, Kulturwissenschaftler

Bier und Zivilisation, das gehöre zusammen, sagt Gunther Hirschfelder. Dabei sei das Bier früher geschmacklich mit dem heutigen Bier kaum zu vergleichen. Der Herstellungsprozess habe sich mit der Zeit gewandelt. Das Bier aus dem alten Ägypten sei wahrscheinlich ein schaumiges Getränk mit Dattelsüße und geringerem Alkoholgehalt gewesen. Ein Getränk, das wir heute wahrscheinlich kaum als Bier identifizieren würden, so der Forscher.

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In Mitteleuropa habe die Alkoholherstellung erst später begonnen, wann aber genau der Alkohol nach Mitteleuropa gelangt sei, sei nicht ganz klar. Die Bierherstellung im weiteren Sinne habe mit der Herstellung von Met in den germanischen und keltischen Kulturen eingesetzt. Die Bierherstellung im engeren Sinne gebe es ungefähr seit dem 3. bis 5. Jahrhundert, so der Forscher.

Der Mensch berauscht sich gerne

Eine Konstante in der Menschheitsgeschichte sei der Wunsch, sich auf irgendeine Weise zu berauschen – etwa um Angst zu lösen und sich in euphorische Zustände zu versetzen. Bier habe hierbei immer eine Rolle gespielt, aber immer auch Konkurrenz gehabt – vor allem durch den Wein. Im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit habe es immer wieder Phasen gegeben, in denen der Wein, das Bier als beliebtes Getränk verdrängt habe. Aber auch die Spirituosen, die sich seit dem 17. Jahrhundert im englischen und niederländischen Raum entwickelt haben, hätten dem Bier ordentlich Druck gemacht, so der Forscher.

Bierherstellung einfach und kostengünstig

Wir Deutschen gelten oft als Biernation. Weiter südlich spielt der Wein eine größere Rolle. Das habe auch damit zu tun, dass Bier einfacher und billiger herzustellen sei, vor allem brauche Wein aber besondere klimatischen Bedingungen und Böden. Die Zutaten, die ein Bier benötige, wachsen hingegen auch hierzulande gut. Bier sei im Prinzip in jedem Bauernhaus herstellbar gewesen. Das sei das Erfolgsrezept des Bieres, sagt der Wissenschaftler.