4U9525: Absturz Germanwings-FlugzeugCopilot leitete absichtlich Sinkflug ein
Die französische Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass der Copilot alleine im Cockpit saß und den Sinkflug des Flugzeugs eingeleitet hat. Der Pilot stand währenddessen vor der Cockpit-Tür, wurde aber vom Copiloten nicht reingelassen. Ein Notruf wurde von dem Co-Pilot in den acht Minuten des Sinkfluges nicht abgesetzt. Auf Tower-Anfragen reagierte der Co-Pilot ebenfalls nicht.
Laut Staatsanwaltschaft hätten der Flugkapitän und der Copilot zunächst ganz normal miteinander gesprochen. Als beide über das Briefing für die Landung in Düsseldorf sprechen, habe der Copilot nur noch sehr kurze Antworten gegeben.
Dann habe der Pilot das Cockpit verlassen und der Copilot sei alleine gewesen. Auf dem Stimmrekorder höre man nur noch seine Atmung. Der Copilot habe dann alleine entschieden, den Sinkflug einzuleiten. Als der Pilot zurück in die Kabine kommen wollte, sei die Tür verschlossen gewesen. Der Copilot habe nicht auf die Klopfzeichen seines Kollegen reagiert, während das Flugzeug in den Sinkflug gegangen sei. Um das Flugzeug in den Sinkflug zu bringen, habe der Copilot einen Knopf drehen müssen. Das ginge nur, wenn man dabei bei Bewusstsein ist, berichtet der ermittelnde französische Staatsanwalt Brice Robin. Nach den Worten des Staatsanwalts hat der Co-Pilot in den acht Minuten des Sinkfluges keinen Notruf abgesetzt - auch nicht, als er mehrmals vom Tower angesprochen wurde.
So kommen die Piloten ins Cockpit
Die Tür zum Cockpit können nur die Piloten von innen öffnen, erklärt der Luftfahrtjournalist Andreas Späth im Interview bei DRadio Wissen. Dafür haben sie einen bestimmten Knopf auf ihrem Instrumentenpanel - zwischen sich auf dem Boden des Cockpits - rechts vom Piloten.
Im Cockpit gibt es eine Kamera mit der die Piloten sehen können, wer genau vor der Tür steht. Zudem gibt es einen Code für die Tür, mit dem sie von außen geöffnet werden kann:
- dieser Code wird vor jedem Flug neu festgelegt
- er ist den Piloten sowie der Kabinencrew bekannt
- der Pilot kann die Tür aber von innen aktiv blockieren
- dann kommt von außen mit dem Zahlencode niemand mehr rein
"Ein Pilot, der im Cockpit sitzt, kann verhindern, dass von außen auch mit dem Code die Tür geöffnet wird."
Neue Sicherheitstüren seit dem 11. September
Diese Sicherheitsvorkehrungen seien eine Folge des 11. Septembers 2001, erzählt Andreas Späth. Zuvor war vor dem Cockpit häufig nur eine leichte Falttür, die jeder mit leichtem Druck habe öffnen können.
So funktionieren die neuen Türen:
"Das war eher ein Witz oder ein Sichtschutz vorher."
Die schwere Sicherheitstür kann aber auch zum Nachteil werden: Zum Beispiel bei einer Bruchlandung, wenn die massive Tür verklemmt ist und die Piloten Zeit verlieren, um aus dem Cockpit raus zu kommen.
Dass einer der Piloten während des Fluges das Cockpit verlässt, ist völlig normal, sagt Andreas Späth: um zur Toilette zu gehen, sich die Beine zu vertreten oder einen Kaffee zu trinken.
Der zweite Flugschreiber
Das wichtigste sei jetzt, den zweiten Flugschreiber zu finden. "Der gibt alle technischen Parameter des Fluges wieder. Der zeigt genau, welche Instrumente was angezeigt haben zu welchem Zeitpunkt. Der gibt Auskunft über die Klappenstellung und Ruderstellung." Viele dieser Dinge sind aber auch schon dank der Radardaten bekannt:
- die Geschwindigkeit der Maschine
- die Höhe der Maschine
- wann sie wie gesunken ist
"Was wir nicht erfahren werden, ist die Motivation desjenigen, der im Cockpit saß, warum er diesen Vorfall herbeigeführt hat."