20 Jahre an der MachtDer ewige Putin
Wer an Russland denkt, denkt an Wladimir Putin. Seit 20 Jahren steht er an der Spitze des Landes. Ganz unumstritten ist er nicht mehr. Trotzdem kann sich kaum jemand eine Zeit ohne ihn vorstellen.
An Silvester 1999 hat Boris Jelzin das Präsidentenamt an den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin übergeben. Das ist jetzt 20 Jahre her - und Putin ist noch immer an der Macht.
Eine lange Zeit, für jemanden, der angeblich anfangs gar nicht sicher war, ob er das Amt übernehmen sollte. Er habe Zweifel gehabt, als ihm das Amt angeboten worden sei, sagt Putin selbst. Weil er sich der enormen Verantwortung für das Schicksal des Landes bewusst gewesen sei.
Fest steht: Er hat angenommen, und abgesehen von einer Unterbrechung zwischen 2008 und 2012, als er das Amt des Ministerpräsidenten bekleidete, seit dem Jahr 2000 inne.
"Putin hat Oligarchen vor Gericht gestellt, das Land wurde wirtschaftlich stabil, und es gab auch soziale Wohltaten."
Russland steckte vor 20 Jahren in der Krise. Putins Vorgänger Boris Jelzin hatte einiges liegengelassen, der Rubel extrem an Wert verloren, Oligarchen hielten die Macht in den Händen, erzählt Russland-Korrespondentin Sabine Stöhr.
Wladimir Putin führte einige grundlegende Wirtschaftsreformen durch und stabilisierte das Land: Löhne und Renten wurden wieder regelmäßig ausgezahlt. Unsere Korrespondentin erinnert sich an ein Gespräch mit einer älteren Dame im Jahr 2006 in der Nähe das Baikalsees. Sie erzählte, dass sie nun ihren Enkeln endlich wieder Geschenke kaufen könne.
Putins wichtigste Leistung in diesen 20 Jahren: Ihm sei es gelungen, das Land zusammenzuhalten, sagt Sabine Stöhr. Er hat Feldzüge gegen die Republik Tschetschenien geführt, die nach Unabhängigkeit strebte.
Anfang der 2000er Jahre begann Putin dann die Macht zu zentralisieren. Er verstaatlichte Rohstoffkonzerne und kontrollierte die Medien. Lange Zeit lief es richtig gut, sagt unsere Korrespondentin. 2014 gab es die sehr gut inszenierten Olympischen Winterspiele in Sotschi, ein Höhepunkt für Putin.
Eine große Schmach für Putin
Genau zu diesem Zeitpunkt kam es dann zu Unruhen auf dem Maidan-Platz in der Ukraine, in dessen Folge der pro-russische Präsident Wiktor Janukowytsch abgesetzt wurde. Auch persönlich eine große Schmach für Wladimir Putin.
Was danach kam: Putin ließ die Grenzen an der Krim verschieben, er unterstützt pro-russische Separatisten im Osten der Ukraine. Alles Schritte, mit denen sich Russland im Westen nicht viele Freunde macht.
Das Bild Putins in Russland ist mittlerweile vielschichtig. Die Bevölkerung erkenne an, dass sich in seiner Amtszeit der Lebensstandard verbessert habe und dass Russland international großen Einfluss habe, sagt Sabine Stöhr.
Allerdings sind zwanzig Jahre auch nicht spurlos an Putin vorbeigegangen. Dass er sich selbst oft mit einem veralteten Handy abbilden lässt und mitteilt, er nutze das Internet kaum, kommt nicht überall gut an.
Viele Russinnen und Russen wünschten sich eine neue Generation an der Macht und keinen Sowjet-Mief mehr, sagt unsere Korrespondentin. Innenpolitisch kriselt es also im System, Putins Vertrauenswerte sind nach Umfragen gesunken.
"Ich halte es für am wahrscheinlichsten, dass ein Trick gefunden wird, mit dem Putin zumindest im Hintergrund weiter die Fäden zieht."
Die große Frage, wer Putin nachfolgen könnte, bleibt bislang unbeantwortet. Niemand hat mitbekommen, dass sich der mittlerweile 67-jährige Präsident einen Nachfolger aufbaut. Viel spricht dafür, dass Putins Nachfolger aus einem der einflussreichen Clans kommen dürfte, die er gleichzeitig unter Kontrolle halten müsste.
Häufiger fällt in diesem Zusammenhang der Name des Moskauer Bürgermeister Sergei Semjonowitsch Sobjanin. Er gilt als Freund und Zögling Putins, der nichts unternimmt, was nicht mit dem Präsidenten abgestimmt wäre.
Und dann gibt es noch eine andere Möglichkeit: Die russische Verfassung könnte ein weiteres Mal geändert werden, Putin könnte also nach 2024 eine weitere Amtszeit antreten. Unsere Korrespondentin geht am ehesten davon aus, dass ein Trick gefunden wird, mit dem Putin weiterhin im Hintergrund die Fäden ziehen kann.