1000 ungelesene NachrichtenWenn uns Whatsapp zu anstrengend ist
Prokrastination - das gibt es auch in unserem Postfach. Whatsapp-Nachrichten beispielsweise lassen wir gerne mal links liegen. Sie fordern uns zu sehr. Da surfen wir doch lieber stundenlang auf Instagram.
Auf Instagram versacken, während man doch eigentlich den Freunden und Freundinnen auf Whatsapp zurückschreiben sollte - unsere Reporterin kennt das nur zu gut: Zwölf ungelesene Chats zeigt ihr Smartphone an, inklusive Nachrichten, die sie seit Herbst nicht geöffnet hat. Das Problem kann Medienpsychologin Katrin Brinkhoff erklären.
"Instagram ist eben konsumierender und zurückgelehnter. Und Whatsapp kommt dann eigentlich als Form viel stärker der direkten Kommunikation nahe."
Whatsapp fordert uns mehr als beispielsweise Instagram, sagt sie. Und dementsprechend sind Whatsapp-Nachrichten eben auch mit einem höheren emotionalen Aufwand verbunden. Weil sie im Gegensatz zu Instagram oder TikTok viel mehr einem echten Dialog nahekommen.
"Bei Instagram und TikTok werde ich nicht so stark in die Verantwortung genommen."
Bei Instagram oder TikTok reagieren wir auf eine Art virtuelle Pinnwand, meint die Medienpsychologin. Das habe eine Sogwirkung und sei verführerisch - und zwar so sehr, dass wir dort schnell mal versacken. Es sei deshalb gut, wenn man sich selbst ein wenig beobachte bei seinem Medienkonsum und auch mal "Stop" sage.
"Ist es mir möglich, eine Metaebene einzunehmen und zu sagen: So, jetzt hör ich wirklich auf und koche mir nen Tee und geh mal raus oder führe ein echtes Gespräch."
Doch wie schafft man es dann, den Berg an Whatsapp-Nachrichten endlich anzugehen, der sich angehäuft hat? Und wie vermeidet man, dass das immer wieder passiert? Katrin Brinkhoff sagt: Erst mal müssten wir verstehen, dass Whatsapp eine Form von Beziehung zu anderen sei. Deswegen sollten wir unsere Bedürfnisse kommunizieren - und zwar bestenfalls nicht digital, sondern bei einem Treffen oder Spaziergang.
Sich bei einem echten Treffen erklären und Absprachen treffen
So könne man den Freunden klar machen, wie die eigene Arbeitssituation ist und erklären, warum man manchmal nicht direkt antworte, obwohl man doch in Social Media unterwegs ist. Und damit keine Missverständnisse entstehen, wenn etwa eine Insta-Story live geht aber keine Whatsapp-Nachricht kommt.
"Ich habe mit Kolleginnen und Freundinnen, die Vereinbarung, gesprochene Nachrichten sind nie dringend. Die kannst du auch in drei Tagen abhören."
Hifreich sei es auch, Absprachen zu treffen, sagt die Medienpsychologin. Das kann entlasten. Gerade bei Sprachnachrichten: Man kann sie auf zwei Minuten begrenzen. Oder abmachen, dass sie nie sehr wichtige Neuigkeiten enthalten. So fällt es uns vielleicht leichter, diese Nachrichten anzugehen - oder eben, sie guten Gewissens auch mal einen Tag liegen zu lassen.