• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Eine politische Partei wird nicht nur wegen der Inhalte gewählt, die sie vertritt. Für viele Wählende spielt es eine größere Rolle, wie populistisch eine Partei ist. Ein Vortrag des Politikwissenschaftlers Aiko Wagner.

Was bedeutet "repräsentative Demokratie"? Sollten gewählte Volksvertreter*innen die Vielfalt in der Bevölkerung widerspiegeln, zum Beispiel hinsichtlich von Geschlecht, Alter, Einkommen oder ethnischer Herkunft?

Oder geht es nicht eher darum, dass sich unterschiedliche Gruppe in den politischen Entscheidungen repräsentiert fühlen? Was für Auswirkungen hat es auf das Wahlverhalten, wenn sich jemand von einer Partei repräsentiert fühlt oder nicht? Diese Fragen hat der Politikwissenschaftler Aiko Wagner näher untersucht.

Repräsentation ist zugunsten von Besserverdienenden verzerrt

Besserverdienende und höher Gebildete fühlen sich in unserem politischen System stärker repräsentiert als Menschen mit weniger Ressourcen. Zu Recht, sagt Wagner, denn unsere Demokratie ist zugunsten der Besserverdienenden verzerrt.

In den Parlamenten sitzen überproportional viele Menschen mit hohem Einkommen und hoher Bildung. Aiko Wagner ist Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin und forscht zu den Themen Wahlverhalten und Populismus. In seinem Vortrag erzählt er von den Ergebnissen.

"Wenn ich populistisch bin, dann wähle ich eine populistische Partei und sehe darüber hinweg, dass sie in anderen Bereichen nicht perfekt matcht."
Aiko Wagner, Politikwissenschaftler

Doch wer sich weniger repräsentiert fühlt, der neigt viel eher dazu, populistische Parteien zu wählen, sagt Wagner. Dabei spielen für die Wählende die Inhalte, für die eine populistische Partei steht, eine viel geringere Rolle als die Tatsache, dass sie populistisch ist. Dadurch stehen die Stimmen von Wähler*innen populistischer Parteien für die anderen Parteien nicht mehr zur Verfügung.

"Die, die in der Mitte sind zwischen CDU und AfD, die müssten doch eigentlich auch überlegen, beim nächsten Mal wieder eine andere Partei zu wählen... - Die Antwort ist relativ klar und lautet: nein."
Aiko Wagner, Politikwissenschaftler

Deswegen ist es für nicht-populistische Parteien so schwierig, zum Beispiel Wähler*innen der AfD zurückzugewinnen. Denn einfach ihre Inhalte anzupassen, funktioniert nicht. Wenn die CDU beispielsweise eine striktere Asylpolitik vertritt oder sich die SPD weniger mit "woken Großstadtthemen" beschäftigt, so Wagners Beispiele, reicht das nicht aus, um AfD-Wählende zurückzugewinnen. Wähler*innen populistischer Parteien, so Wagner, stehen für die anderen Parteien erst einmal nicht mehr zur Verfügung.

Aiko Wanger ist DFG-Heisenberg Fellow am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Er forscht zu Wahlsystemen, Wahlverhalten und Populismus. Sein Vortrag hat den Titel "Demokratische Repräsentation und Populismus". Er hat ihn am 22. Mai 2024 an der Freien Universität Berlin gehalten im Rahmen der interdisziplinären Vorlesungsreihe "It's representation, stupid?! Das Gleichheitsversprechen in modernen politischen Demokratien". Organisiert wird die Reihe von der Arbeitsstelle für Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland an der FU Berlin.

Shownotes
Wahlforschung
Wer einmal populistisch wählt, tut es wahrscheinlich wieder
vom 05. Juli 2024
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Aiko Wagner, Politikwissenschaftler, Freie Universität Berlin