Tüftler aus Stuttgart haben eine DIY-Feinstaub-Messstation entwickelt, die für 30 Euro Materialkosten ihre Messwerte per WLAN an eine zentrale Karte schickt. Wir basteln mit und spüren Feinstaub auf, der alles andere als gut für uns ist.
Er scheint Demenz auszulösen, ist sicher krebserregend und schädigt unsere Atemwege. Er verursacht bundesweit jährlich 45.000 vorzeitige Todesfälle. Er ist überall. Und erst mal unsichtbar: Feinstaub.
Je feiner seine mikrometerkleinen Partikel sind, desto ungesünder. Sie stammen vor allem von Autoabgasen, von Reifenabrieb und Aufwirbelungen, aber genauso von Industrie, Kohlekraftwerken und Landwirtschaft - teils von weit weg hergeweht.
Doppelt so häufig Grenzwert überschritten wie zulässig
Offiziell gemessen wird die Feinstaubbelastung in Deutschland von etwa 300 Luftgüte-Messstationen, meistens kleinen Containern, deren tägliche Mittelwerte einen bestimmten EU-Grenzwert höchstens 35 Mal pro Jahr überschreiten dürfen. Die Grenze einzuhalten, gelingt zwar vielerorts, doch an berüchtigten Plätzen. wie der Spot-Messstation "Am Neckartor" in Stuttgart, wurde der Wert im vergangenen Jahr fast doppelt so oft überschritten, wie es zulässig ist.
"Ganz Stuttgart ist das Neckartor" heißt die These der Citizen-Science-Aktivisten vom Open Knowledge Lab Stuttgart, denen die acht offiziellen Feinstaub-Stationen der Schwabenmetropole längst nicht genug sind, zumal diese den hochrelevanten PM2,5-Wert nicht erheben.
Sie haben deshalb einen Bausatz entwickelt, mit dem sich jeder in Minutenschnelle eine eigene Feinstaub-Messstation bauen kann. Aus:
- Abflussrohr
- einem ultragenauen Sensormodul
- einem ESP8266-Minicomputer
- und zur Ergänzung einem Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensor
Die Anleitung und den Programmcode gibt es als Open-Source im Netz. Weitere Infos im Wiki - aber, das betonen die Sensor-Tüftler immer wieder: Ihr müsst nicht programmieren können, um den Feinstaub-Sensor an den Start zu kriegen und so zu feineren Feinstaubdaten beizutragen.
In Netzbasteln-Ausgabe 71 steckt Moritz Metz einen Feinstaub-Sensor zusammen und begibt sich in Berlin auf die Feinstaub-Fährte.